Vertreibung der Ungarn-Deutschen:"Verzeihung! Nie wieder"

Mehr als 200.000 Deutsche sind nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ungarn vertrieben worden. Nun entschuldigte sich Parlamentschefin Szili in bewegenden Worten.

Ort und Zeitpunkt waren passend gewählt, um nach vielen Jahren Wunden der Vergangenheit zu schließen.

Bei einer Gedenkveranstaltung im Parlament in Budapest zum 60. Jahrestag der Vertreibung der Ungarndeutschen entschuldigte sich ungarische Parlamentspräsidentin Katalin Szili in bewegenden Worten für die Vertreibung von mehr als 200.000 Deutschen aus Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg.

Szili erklärte: "Wir Politiker stehen in der Pflicht, dass wir es anstelle unserer Vorgänger, die für schändliche politische Entscheidungen verantwortlich waren, aussprechen: Verzeihung! Nie wieder!"

Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte bei der Veranstaltung den heutigen Umgang Ungarns mit der Vertreibung. Gerade auch diese Veranstaltung sei "ein Zeichen der Aufrichtigkeit", sagte er. Jede Kultur beruhe auf Erinnerung. Für die Europäer gelte deshalb, "dass wir uns im Interesse der gemeinsamen Zukunft um ein gemeinsames Verständnis der Vergangenheit bemühen müssen".

"Die Wunden können nur verheilen, wenn wir den Schrecken aussprechen können, wenn wir die Verantwortlichen benennen und uns bei den Opfern entschuldigen", sagte Szili.

Die sozialistische Politikerin, auf deren Initiative die Gedenkkonferenz zurückging, bezeichnete es als wegweisend, dass die Geste gegenüber den Opfern in jenem Haus erfolge, in dem damals die Gesetze beschlossen worden seien, die ihnen ihre Rechte nahmen.

Das offizielle Ungarn hatte im März 1990 die Vertreibungen zwischen 1946 und 1948 verurteilt und sich bei den Opfern und ihren Nachkommen entschuldigt. Die Gesetze und Verordnungen, die als Grundlage der Vertreibung und Enteignung gedient hatten, wurden Anfang der 90er Jahre vom Obersten Gerichtshof außer Kraft gesetzt.

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