Vatikan-Erklärung zur Homo-Ehe:Lesben- und Schwulenverband greift Union an

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Der Vatikan hat die Homo-Ehe verteufelt, einige Unionspolitiker haben sich hinter das entsprechende Papier gestellt. Das ruft den Unmut des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) hervor: "Es ist für uns unfassbar, wie Politiker demokratischer Parteien ein Papier gutheißen können, das eine solch hasserfüllte Sprache gegen Homosexuelle führt."

LSVD-Sprecher Manfred Bruns forderte die Parteivorsitzenden Angela Merkel und Edmund Stoiber auf, sich eindeutig von den Aussagen des Dokuments zu distanzieren und die betroffenen Unionspolitiker zur Ordnung zu rufen.

Nach den Worten des Kirchenbeauftragten der Unionsfraktion, Hermann Kues, bestätigt das Dokument die Haltung der Union, wonach die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften grundgesetzwidrig ist.

Der Kirchenexperte der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Johannes Singhammer erklärte, Kurienkardinal Joseph Ratzinger, der das Dokument unterzeichnet hatte, stehe nicht allein im Kampf gegen den systematischen Abbruch der Wertentscheidungen des Grundgesetzes.

Auch der CSU-Abgeordnete Norbert Geis begrüßte ausdrücklich, dass der Vatikan Abgeordnete zum "parlamentarischen Widerstand" gegen entsprechende Gesetze aufforderte.

FDP übt scharfe Kritik am Vatikan

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Lesben und Schwulen in der Union (LSU), Axel Hochrein, betonte, es gebe verschiedene Äußerungen aus der Union. Ein katholischer Politiker werde immer auch seine Glaubensentscheidung in die Politik einbeziehen, sagte Hochrein im Deutschlandfunk.

Glaube dürfe aber nicht dazu dienen, anderen eine freie Lebensentscheidung zu verweigern, betonte der LSU-Vize, der auch im LSVD-Bundesvorstand sitzt.

Scharfe Kritik am Vatikan übte die FDP. Der innenpolitische Sprecher der Liberalen im Bundestag, Max Stadler, erklärte, er werde und könne die Aufforderung von Kardinal Ratzinger zum Widerstand gegen die Homo-Ehe nicht befolgen.

FDP-Chef Guido Westerwelle warf dem Vatikan unzulässige Einmischung in politische Angelegenheiten vor. "Die Kirche geht entschieden zu weit, wenn sie Minderheiten zur Diskriminierung frei gibt und (..) Wenn sie nicht anerkennt, dass in einer Gesellschaft neue Lebensformen entstanden sind", sagte Westerwelle am Donnerstagabend in der ARD.

Bosbach: Union will nicht mehr am Homo-Ehen-Gesetz rütteln

Trotz des Appells des Vatikans geht Unions- Fraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) nicht davon aus, dass CDU und CSU im Bundestag gegen das geltende Gesetz zu den Homo-Ehen vorgehen.

"Wir haben unsere Ablehnung bei den Beratungen des Gesetzes über die eingetragene Lebenspartnerschaft vor gut zwei Jahren deutlich gemacht", sagte Bosbach am Freitag in einem dpa-Gespräch.

"Ich bin aber nicht der Auffassung, dass wir die Botschaft des Vatikans nun zum Anlass nehmen sollten, erneut gegen das Gesetz aktiv zu werden." Der Vatikan hatte am Donnerstag katholische Politiker weltweit zum Widerstand gegen homosexuelle Lebensgemeinschaften aufgerufen.

Zur Begründung seiner Haltung erklärte Bosbach, dass schon zahlreiche homosexuelle Paare in den vergangenen zwei Jahren eine Lebenspartnerschaft in Deutschland eingegangen seien. "Diese hätten dies im Vertrauen auf das Gesetz getan, was zu respektieren ist."

Noch gestern hatte Bosbach erklärt, er gehe davon aus, dass jeder katholische Abgeordnete die Worte des Heiligen Vaters bei seiner Entscheidungsfindung berücksichtigen werde.

(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP)

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