USA: Vorwahlen in New Hampshire:Hillary Clinton ist wieder da

Lesezeit: 3 min

Hillary Clinton ist bei den Vorwahlen der Demokraten im US-Bundesstaat New Hampshire wieder obenauf: Sie gewann knapp - 39 Prozent gegen 36 Prozent - gegen Barack Obama. Umfragen hatten den Rivalen vorne gesehen.

Die Siegesnachricht kam per Eilmeldung. Um 4:34 Uhr MEZ meldete Nachrichtenagentur AP: Hillary Clinton hat bei den Demokraten die Vorwahl im US-Staat New Hampshire gewonnen. Zwölf Minuten später bestätigte auch CNN die Botschaft - eine Überraschung für alle Experten und Kommentatoren.

Lieferte sich am Wahlabend lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihrem Rivalen Barack Obama (Foto: Foto: Reuters)

Demnach verwies Clinton den in Meinungsumfragen favorisierten Barack Obama mit einem knappen Abstand auf den zweiten Rang. Sie holte 39 Prozent der Wählerstimmen, Obama kam auf 36 Prozent. In Clintons Hauptquartier brach nach diesen Meldungen frenetischer Jubel aus, ihre Anhänger erwarteten sehnsüchtig die Rede der US-Senatorin. Aber zuerst zeigte sich Obama, begleitet von Klängen der Rockband U2.

Der Senator sagte: "Mir geht es gut, ich bin bereit." Vor kurzem noch hätte ihm keiner ein solches Ergebnis in New Hampshire zu getraut, aber nun sei klar, dass etwas passiere in Amerika, dass das Land bereit für einen Wandel sei. Viele Amerikaner würden sich wieder für Politik interessiere, weil sie wüssten: "Diesmal muss etwas anders werden." Sein Hauptwort ist: "Change".

Seine Anhänger unterbrachen ihn immer wieder, skandierten: "We want change." Obama bescheinigte ihnen, Teil der neuen Mehrheit zu sein. Es gebe kein Problem, das nicht zu lösen sei. Man werde die Tyrannei des Öls stoppen, und "wir beenden den Krieg im Irak und bringen unsere Truppen heim", rief er aus. Und er wiederholte für die ausstehenden Vorwahlen: "Yes, we can". Das ist sein Mantra. Und dann gratulierte Obama seiner Parteifreundin Hillary Clinton zum Sieg in New Hampshire.

Und damit ist das Rennen zwischen den beiden um die Päsidentschaftskandidatur wieder total offen.

Um 5:05 Uhr MEZ zeigte sich dann die Gewinnerin, umarmt von Tochter Chelsea und ihrem Mann Bill. "Mein Herz ist voll", sagte die Senatorin von New York, sie habe in den vergangenen Wochen den Leuten in New Hampshire zugehört, und im Verlauf ihre eigene Stimme gefunden. Nun wolle man Amerika das Comeback geben, das sie gerade erlebe.

Sieben Jahre habe die Industrie einen Präsidenten gehabt, nun müsse das Volk wieder einen Präsidenten haben. Die Glaubwürdigkeit des Landes in der Welt müsse hergestellt werden.

Zum Schluss hatte Bill Clinton in New Hampshire noch einmal mit Verve für seine Frau Hillary gekämpft. Der US-Präsident kommentierte Pressestories, wonach sich Barack Obama stets gegen den Irakkrieg ausgesproche habe, als "Märchen". Der Einsatz des langjährigen Regierungschefs hat sich gelohnt.

Nach der Schlappe in Iowa zeichnete sich in den ersten Prognosen ab, dass Hillary Clinton in New Hampshire ein besseres Ergebnis erreichen würde: Es kam zum Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihr und Barack Obama.

Nach der Auszählungen von mehr als 65 Prozent der Wahllokale führte Hillary Clinton mit 40 Prozent der Stimmen, Obama kam auf 36 Prozent. Der Vorsprung der Senatorin hielt bis zuletzt.

Der Senator John Edwards aus North Carolina landete abgeschlagen auf Platz drei mit 17 Prozent. Es seien noch 48 Staaten zu erobern, sagte Edwards an die Adresse von Clinton und Obama. Viele Amerikaner seien nicht gehört worden.

Barack Obama gelang es in New Hampshire erneut, junge Leute unter 30 Jahren anzusprechen. Da die Bevölkerung in diesem Bundesstaat im Schnitt älter ist als in Iowa, schlug dieser Effekt aber nicht so stark durch.

Umfragen machten klar, dass auch in New Hampshire die Bürger glauben, dass Obama das Land besser einen könne, Hillary Clinton aber in Wirtschaftsfragen Vorteile habe.

Bei den Vorwahlen in New Hampshire zeichnete sich früh eine Rekordbeteiligung ab, das ungewöhnlich milde Wetter lockte die Anhänger der Kandidaten in Scharen in die Wahllokale.

Mancherorts bildeten sich lange Schlangen, da die Lager der Kandidaten ihre Anhänger bis zur letzten Minute mobilisiert hatten. Das starke Interesse dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Vorwahl nach Ansicht von Beobachtern eine Vorentscheidung im Lager der Demokraten mit sich bringen könnte.

Eine neue Niederlage hätte für Hillary Clintons Präsidentschaftsambitionen einen empfindlichen Schlag bedeutet. Die New Yorker Senatorin hatte ihren Anhängern versichert, auch bei einer neuerlichen Niederlage bis zum "Super Tuesday" am 5. Februar weiterkämpfen zu wollen, wenn in 22 Bundesstaaten Vorwahlen anstehen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/AP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: