USA und Russland:Ernst der Lage erkannt

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Kreml-Chef Putin und Außenminister Tillerson sehen die Beziehungen beider Supermächte an einem Tiefpunkt. Moskau will sich aber wieder mit dem US-Militär in Syrien abstimmen, stellt jedoch Bedingungen.

Von Julian Hans, Moskau

Bei der kühlen Begrüßung seines Kollegen Rex Tillerson (links) sagte Sergej Lawrow, er wolle die "wahren Absichten" der USA in Syrien verstehen. (Foto: Sergei Chirikov/EPA/REX)

Russland ist bereit, den Kontakt zwischen russischen und US-Streitkräften in Syrien wieder aufzunehmen, sofern es eine Einigung darüber gibt, den Terrorismus gemeinsam zu bekämpfen. Dem habe Präsident Wladimir Putin nach einem Gespräch mit dem amerikanischen Außenminister Rex Tillerson zugestimmt, erklärte Außenminister Sergej Lawrow am Mittwochabend in Moskau. Putin hatte den Austausch nach dem Beschuss eine Militärflughafens mit US-Marschflugkörpern vor einer Woche unterbrochen.

Lawrow und Tillerson bekannten sich dazu, den mutmaßlichen Einsatz von Giftgas in Syrien von einer internationalen Kommission untersuchen zu lassen. Allerdings lehnte Lawrow eine Resolution dazu ab und legte am Mittwoch im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ein Veto ein. Lawrow begründete dies damit, dass der Entwurf, den die USA, Großbritannien und Frankreich vorbereitet hatten, das Regime in Damaskus vorab verurteile. Der Entwurf hatte zum Ziel, eine internationale Untersuchung des mutmaßlichen Giftgas-Angriffs auf den Weg zu bringen, an der alle Konfliktparteien mitarbeiten sollten.

Beide Regierungen vereinbarten, eine Arbeitsgruppe einzurichten, um das Verhältnis zwischen Moskau und Washington zu verbessern. "Unsere Beziehungen sind auf einem Tiefpunkt", sagte Tillerson. "Die beiden größten Atommächte der Welt sollten nicht so schlechte Beziehungen haben". Zuvor hatte Russlands Präsident Wladimir Putin in einem Fernsehinterview beklagt, das Verhältnis beider Staaten habe sich seit dem Amtsantritt von Donald Trump verschlechtert. "Man kann sagen, dass sich der Grad des Vertrauens auf Arbeitsebene, insbesondere im militärischen Bereich, nicht verbessert hat, sondern vielmehr verschlechtert", sagte Putin dem Sender Mir.

US-Präsident Trump richtete seinerseits per Fernseh-Interview Vorwürfe an Moskau. Putin stehe im Syrien-Krieg auf der falschen Seite, sagte er dem Sender Fox. "Ganz ehrlich, Putin unterstützt eine Person, die wirklich eine böse Person ist", erklärte er mit Blick auf Assad. "Ich denke, das ist sehr schlecht für Russland. Ich denke, das ist sehr schlecht für die Menschheit."

Trump verdächtigte Russland, von dem Chemiewaffenangriff in Syrien vorab gewusst zu haben. Die beiden Außenminister hatten zunächst vier Stunden miteinander gesprochen. Einig seien sich beide Seiten darin, dass sie ein geeintes Syrien wollten, das kein sicherer Hafen für Terroristen sein dürfe, sagte Tillerson. Auch darüber, dass Nordkorea keine Atomwaffen besitzen dürfe, gebe es Einigkeit.

Der Kreml hatte die amerikanische Delegation bis zum Abend darüber im Unklaren gelassen, ob auch Putin Tillerson zu einem Gespräch empfangen wird. Schließlich lud er ihn für ein etwa zwei Stunden dauerndes Gespräch in den Kreml. Putin und Tillerson kennen sich aus der Zeit, als Tillerson Chef des Ölkonzerns ExxonMobil war. Damals hatte Putin ihn mit dem "Orden der Freundschaft" ausgezeichnet. Erwartungen, Tillerson finde deshalb leicht eine gemeinsame Sprache mit den Russen, haben sich am Mittwoch aber nicht bewahrheitet.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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