USA:CBS setzt Reagan-Film ab

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Nach heftigen Protesten hat der US-Fernsehsender die geplante Ausstrahlung eines Zweiteilers über den Ex-Präsidenten abgesagt. Die Republikaner hatten unter anderem kritisiert, es werde der Eindruck erweckt, wichtige Entscheidungen seien von Nancy Reagan getroffen worden. Und die Demokraten hatten Hinweise auf die Iran-Contra-Affäre oder die Astrologen im Weißen Haus vermisst.

CBS hat bestätigt, dass die ursprünglich für den 16. und 18. November geplante Ausstrahlung von "The Reagans" jetzt im Sender "Showtime" gezeigt wird, der eine wesentlich geringere Reichweite hat und nur gegen Bezahlung zu empfangen ist. Der Film zeichnet das Leben von Ronald Reagan und seiner Frau Nancy während ihrer acht Jahre im Weißen Haus (1980 bis 1988) nach.

CBS begründete den Verzicht auf die Ausstrahlung damit, dass die Serie "kein ausgewogenes Porträt der Reagans" zeichne.

Nachdem die Zeitung New York Times Auszüge aus dem Drehbuch veröffentlicht hatte, hatte sich die Republikanische Partei massiv beschwert. Der Film sei "historisch nicht exakt", hieß es. Die Bevölkerung könne daraus ein falsches Bild von dem früheren Präsidenten gewinnen, schrieb der Vorsitzende des Republikanischen Nationalkomitees, Ed Gillespie, an CBS.

So werde Reagan in dem Film als vergesslich dargestellt und der Eindruck erweckt, dass wichtige Entscheidungen von seiner Frau Nancy getroffen wurden.

Sie kritisierten auch eine Szene, in der sich der Präsident laut Drehbuch abfällig über Aids-Kranke äußert. Anhänger des ehemaligen Präsidenten hatten eine Internet- Kampagne gestartet und zum Boykott des Senders aufgerufen.

Der falsche Darsteller

Ein weiterer Stein des Anstoßes für viele Republikaner, die Reagan bis heute als Übervater der Partei verehren, ist der Darsteller des Ex-Präsidenten: James Brolin. Der bekennende Demokrat ist mit der Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand verheiratet, die sich seit vielen Jahren für die Demokraten einsetzt.

Das konservative Medienforschungszentrum Media Research Center hatte große Unternehmen aufgerufen, keine Werbezeit im Umfeld der Sendung zu buchen.

CBS hatte schließlich 18 Szenen aus dem Film entfernt. Das Ergebnis sei dennoch nicht zufrieden stellend gewesen. Zu diesem Schluss seien die Verantwortlichen unabhängig vom öffentlichen Druck beim Betrachten des Films gekommen: "Er basiert einzig auf unsere Reaktion, nachdem wir den Film gesehen haben, nicht auf der aufgekommenen Kontroverse."

Rekorddefizite im Haushalt

Auch von den Demokraten wurde der Film kritisiert - allerdings aus anderen Gründen, wie Abgeordnete John Dingell erkklärte: Ausgelassen worden seien darin unter anderem der Iran-Contra-Skandal, Waffengeschäfte mit "terroristischen Nationen", die Finanzierung eines illegalen Krieges in Nicaragua, die Rekorddefizite im Haushalt und "die Astrologen im Weißen Haus".

Der frühere Präsident ist heute 92. Er leidet an Alzheimer und lebt zurückgezogen in seinem Haus in Südkalifornien.

(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP)

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