US-Waffeninspekteur im Irak:Keine konkreten Hinweise auf Massenvernichtungswaffen

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Sechs Monate hat der amerikanische Waffenexperte David Kay im Irak nach Massenvernichtungswaffen gesucht - und bisher keine gefunden. In seinem Zwischenbericht für den US-Kongress findet CIA-Mann Kay dagegen gleich mehrere Gründe dafür und fordert mehr Zeit.

Die Monate lange Suche der USA nach Massenvernichtungswaffen im Irak hat bisher keinerlei Hinweise auf biologische oder chemische Waffen erbracht. Allerdings gebe es Anzeichen dafür, dass die irakische Führung geplant habe, in der Zukunft die Produktion von Massenvernichtungswaffen wieder aufzunehmen, erklärte US-Waffeninspekteur David Kay im Kongress, wo er seinen mit Spannung erwarteten Zwischenbericht vorlegte. Die Abgeordneten äußerten nach Kays Rede Kritik.

Nach Angaben Kays wurden mehrere geheime Labors und Projekte entdeckt, die vor den UN-Waffeninspekteuren versteckt worden seien. Dazu zählte ein Gefängnislabor, das dazu gedient haben könnte, biologische Waffen an Häftlingen zu testen. Außerdem seien Hinweise entdeckt worden, dass der Irak an Raketen mit einer Reichweite gearbeitet habe, die außerhalb der von der UN erlaubten Grenzen lag.

Kay nannte in dem vom Geheimdienst CIA zu Teilen freigegeben Bericht mehrere Gründe, warum es bisher noch nicht gelungen sei, Massenvernichtungswaffen zu finden. So sei das Programm von Anfang an sehr geheim und in verschiedene Zellen aufgegliedert gewesen. Zudem seien viele Unterlagen vernichtet worden, vor allem aber seien Massenvernichtungswaffen schwer zu finden, da sie auf kleinstem Raum versteckt werden könnten.

Nicht der erhoffte Durchbruch

"Ich bin nicht zufrieden mit dem, was ich heute gehört habe", sagte der republikanische Senator und Geheimdienstexperte Pat Roberts. Dies sei nicht der Durchbruch gewesen, auf den die Amerikaner gehofft hätten. Der demokratische Senator John Rockefeller erklärte, es sei "außergewöhnlich", dass "uns von unseren höchsten politischen Entscheidungsträgern erklärt wurde, es gebe eine (...) unmittelbare Bedrohung".

Die Regierung von Präsident George W. Bush hatte eine Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen als einen der Hauptgründe für den Krieg genannt.

Der ehemalige UN-Waffeninspekteur Kay leitet die US-Gruppe mit 1400 Mitarbeitern, die im Irak nach Hinweisen auf verbotene Waffenprogramme sucht. Der Geheimdienst CIA, der Kay mit der Aufgabe betraut hatte, hatte selbst vergangene Woche durchblicken lassen, dass Kay bislang keine stichhaltigen Beweise für geheime Waffenprogramme zusammengetragen hat.

Der Kongress hatte für die Waffensuche bislang 300 Millionen Dollar bewilligt. Nach einem Bericht der New York Times fordert die Regierung jetzt 600 Millionen Dollar zusätzlich. Diese Summe sei Teil des 87-Milliarden-Dollar-Pakets, das Präsident George W. Bush für die Einsätze im Irak und in Afghanistan beantragt hatte.

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