US-Vorwahlen:Hillary Clinton gewinnt Pennsylvania

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Dieser Sieg war bitter nötig: Senatorin Hillary Clinton hat die Vorwahlen im US-Bundesstaat Pennsylvania gewonnen. Sie siegte mit rund zehn Prozentpunkten vor ihrem demokratischen Konkurrenten Barack Obama - für ein echtes Comeback wäre freilich ein noch höherer Vorsprung nötig gewesen.

"Ihr hörtet zu - und ihr habt entschieden", rief Hillary Clinton aus: "Danke, dass ich für euch der Präsident sein kann!" So triumphierte die Kandidatin der Demokraten an diesem Abend in Philadelphia. Ihr Mann Bill Clinton klatschte hinter ihr, Tochter Chelsea hüpfte.

Bilder aus Pennsylvania
:Hillary im Siegestaumel, Obama euphorisch

Hillary Clinton hat die Vorwahlen in Pennsylvania gewonnen, doch Konkurrent Obama lässt sich davon nicht beirren. Bilder aus der Wahlnacht

Nach der Auszählung von 90 Prozent der Stimmen im US-Bundesstaat Pennsylvania zeichnete sich ein klarer Wahlsieg für Hillary Clinton ab. Sie errang demnach 55 Prozent der Stimmen, ihr schwarzer Konkurrent Barack Obama lediglich 45 Prozent, berichtete der Fernsehsender CNN nach Schließung der Wahllokale am Dienstagabend (Ortszeit).

Den Erfolg hatte sie bitter nötig: In den vergangenen Wochen war der Druck auf die Senatorin gestiegen, sich angesichts des Delegiertenvorsprungs ihres Konkurrenten Barack Obama aus dem Rennen zurückzuziehen.

Ihr Sieg hält Clinton im Rennen. Ja, sie strauchele vielleicht, aber mit der Hilfe der Wähler stehe sie wieder auf, sagte die Senatorin von New York, und endete: "Yes, we will!" Das ist ihre Antwort auf das "Yes, we can!" des Rivalen Obama. Und die Menge in Philadelphia rief: "Yes, she will!"

Gleichzeitig rief Hillary Clinton dazu auf, auf ihre Internet-Seite zu gehen und zu spenden. Obama hat derzeit wesentlich mehr Geld zur Verfügung.

Um der Diskussion um ein Ende ihrer Kandidatur ein Ende zu setzen, wird das Ergebnis in Pennsylvania aber nicht reichen. Im Vorfeld hatten Kommentatoren immer wieder betont, dass nur ein Vorsprung von 15 Prozent oder mehr ein wirkliches Comeback für Hillary Clinton bedeuten würde. Sie selbst sieht einen Gezeitenwechsel: "The tide is turning". An Kampfeswillen jedenfalls fehlt es ihr nicht.

Barack Obama trat in Evansville im Staat Indiana auf, in dem demnächst gewählt wird. Der Kandidat forderte wie gewohnt auf, in Washington wieder eine politische Führung einzusetzen und mit dem Lobbyismus in der Hauptstadt aufzuräumen. "Wir können auf diese Bewegung aufbauen, die alle vereinigt", rief er aus: "Wir haben gemeinsame Hoffnungen."

Erneut warnte Obama davor, den alten Kriegskurs von George W. Bush im Irak fortzusetzen. Dafür stehe John McCain von den Republikanern. Nun gehe es aber vor allem um Lösungen für all die amerikanischen Familien, die nicht mehr wüssten, wie sie ihre finanziellen Verpflichtungen begleichen sollen. Obama versprach, er werde vielleicht kein perfekter Präsident sein, aber stets auf das Volk hören. Und rief zum Schluss: "Wir werden Amerika verändern! Wir werden die Welt verändern! Das ist unsere Aufgabe!"

Vor allem im Großraum Philadelphia ist seine Botschaft angekommen: Dort distanzierte er Hillary Clinton mit 65 Prozent zu 35 Prozent. Doch es war einer der wenigen Triumphe für den Senator aus Illinois an diesem Abend.

Barack Obama
:Hoffnungsträger der Demokraten

Er ist der erste Schwarze, den die Demokraten ins Rennen um die US-Präsidentschaft schicken. sueddeutsche.de zeigt sein Leben in Bildern.

In Pittsburgh im Westen des Staates schnitt jedoch Senatorin Clinton besser ab. Die Frau von Expräsident Bill Clinton hatte auch einen Vorsprung bei Angestellten, Frauen und Männern mit weißer Hautfarbe.

An der Vorwahl der Demokratischen Partei in Pennsylvania haben sich überproportional viele Frauen und ältere Wähler beteiligt. Beide könnten nach bisherigen Erfahrungen die New Yorker Senatorin Hillary Clinton begünstigt haben.

Um ihren Abstand im bisherigen Vorwahlrennen auf Barack Obama zu verringern, war Clinton in Pennsylvania auf einen deutlichen Sieg angewiesen. Wählernachfragen im Anschluss an die Stimmabgabe ergaben, dass nahezu 60 Prozent der Wähler Frauen und rund 30 Prozent älter als 65 Jahre waren.

Die Umfragen der Nachrichtenagentur AP und mehrerer Fernsehsender ergaben außerdem, dass etwa jeder vierte Wähler über ein Haushaltseinkommen von mehr als 100.000 Dollar verfügt und etwa ebensoviele einen akademischen Abschluss haben. Diese beiden Gruppen haben bislang mehrheitlich Obama favorisiert.

Viele Wähler entschlossen sich offenbar erst spät für einen der beiden Bewerber. Jeder Fünfte gab an, diese Entscheidung in der vergangenen Woche getroffen zu haben. Jeder Zehnte entschied sich sogar erst am Wahltag.

Nach Pennsylvania noch Vorwahlen in sieben Staaten

Im Anschluss an die Vorwahl in Pennsylvania stehen bei den Demokraten noch Entscheidungen in sieben Staaten sowie auf den Inseln Puerto Rico und Guam an. Dabei ist Clinton in West Virginia und Kentucky favorisiert, während Obama in North Carolina, Oregon und South Dakota die besten Chancen hat. In den beiden Staaten Indiana und Montana ist noch keine klare Tendenz erkennbar.

Bei den Republikanern hat Senator John McCain die Präsidentschaftskandidatur schon so gut wie sicher. Die Wähler entscheiden am 4. November, wer Nachfolger von Präsident George W. Bush werden soll. Die Amtsübergabe findet am 20. Januar 2009 statt.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/bavo/jja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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