US-Vorwahlen:Clinton verschärft den Ton gegen Obama

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Im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur wirft Hillary Clinton ihrem Konkurrenten Obama Inhaltslosigkeit vor: "Reden schaffen kein Essen auf den Tisch", kritisiert sie.

Christian Wernicke

Im Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur muss Hillary Clinton, die einstige Favoritin der Partei, am Dienstag zwei erneute Rückschläge befürchten.

Verschärft den Ton: Hillary Clinton (Foto: Foto: Reuters)

Umfragen verheißen ihrem Konkurrenten Barack Obama weitere Siege im Bundesstaat Wisconsin und auf Hawaii. Um die dann zehnte Niederlage in Folge noch abzuwenden, hat Clinton ihre Kritik an Obama verschärft.

Sie warf dem schwarzen Senator vor, dessen oft mitreißende Rhetorik sei inhaltsleer und bleibe meist vage: "Reden schaffen kein Essen auf den Tisch. Ich biete Lösungen statt schöne Reden."

Beide Kandidaten rüsten sich bereits für die Vorwahlen in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Texas und Ohio am 4. März. In Texas liegt Clinton bisher deutlich vor Obama, da sie massiven Rückhalt unter Wählern lateinamerikanischer Herkunft genießt, die in dem Südstaat über ein Drittel demokratischer Vorwähler ausmachen.

Auch im krisengeschüttelten Industriegürtel von Ohio, wo Arbeiterfamilien mit niedrigen Einkommen ein Großteil der demokratischen Wählerschaft stellen, hofft Clinton auf einen deutlichen Sieg.

Zu Wochenbeginn präsentierte die ehemalige First Lady ein Wirtschafts- und Sozialprogramm, das eine gesetzliche Krankenversicherung sowie staatliche Investitionen von jährlich 55 Milliarden Dollar verspricht, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Erst vergangene Woche hatte Obama angekündigt, er wolle die US-Wirtschaft ökologisch umrüsten und mehr als zehn Jahre 150 Milliarden Dollar in ein Förderprogramm für "grüne Jobs" lenken.

Beide Bewerber greifen vermehrt Ideen auf, die zuvor John Edwards, der inzwischen ausgeschiedene Kandidat der Parteilinken, propagiert hatte. Edwards zaudert, im Duell zwischen Clinton und Obama eine Wahlempfehlung auszusprechen. Obama hatte sich am Wochenende mit dem Ex-Senator getroffen und - wie zuvor Clinton - um dessen öffentlichen Zuspruch geworben.

Edwards Unterstützung hätte einen doppelten Wert: Er genoss viele Sympathien unter traditionellen Demokraten und Gewerkschaftern, die bei Vorwahlen in Ohio oder Ende April in Pennsylvania einen Großteil der Wählerschaft ausmachen werden; zudem hatte er 26 Delegierte für den Bundesparteitag gewonnen, der Ende August über den Kandidaten der Demokraten abstimmt.

Im Wettlauf um Stimmen umwerben beide Lager die sogenannten Super-Delegierten, 796 Parteiprominente, die an kein Votum aus einer Vorwahl gebunden sind. Knapp 400 dieser Sonderdelegierten haben sich bislang nicht entschieden.

Obama konnte den zuvor klaren Vorsprung von Clinton in dieser Gruppe verringern. Aufsehen erregte der schwarze Kongressabgeordnete John Lewis, der sich ursprünglich für Clinton erklärt hatte. Der prominente Bürgerrechtler erwägt nun, für Obama zu votieren.

© SZ vom 19.02.2008/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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