US-Moderator Limbaugh:Provokateur aus Leidenschaft

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Barack Obama hat er alles Schlechte gewünscht: Das machte Rush Limbaugh zum wohl bekanntesten Radiomoderator der USA - und zum Helden der Konservativen.

Reymer Klüver

Vier Worte waren es, mit denen sich Rush Limbaugh, zweifellos der bekannteste Radio-Moderator Amerikas, genau dorthin beförderte, wo er sich am wohlsten fühlt: in die Schlagzeilen, ins Scheinwerferlicht, mitten in die Hitze des Gefechts. "Ich hoffe, er scheitert!", war Limbaughs Kommentar zu Barack Obama.

Rush Limbaugh: Ein Moderator mit Ansichten, die weit rechts von der Mitte liegen. (Foto: Foto: Getty Images)

Damit hatte der 58-Jährige dem neuen Präsidenten kurz vor dessen Amtsantritt alles nur denkbar Schlechte gewünscht. Seither ist der Streit um den schwergewichtigen Maulhelden des konservativen Amerika nur noch heftiger geworden.

Die Demokraten sehen in Limbaughs Tiraden ein Geschenk des Himmels. Sie karikieren ihn als verantwortungslosen Hallodri, der dem Mann am Steuer der Nation in schwerer See Schiffbruch wünscht. "Er ist die Stimme, der intellektuelle Kopf und die eigentliche Kraft der republikanischen Partei", sagt Obamas Stabschef Rahm Emanuel, mit derselben Lust an der bösartigen Formulierung, die sonst Limbaugh auszeichnet.

Richtig daran ist, dass die Republikaner noch immer nicht wissen, wie sie auf den neuen Präsidenten reagieren sollen. Sie haben noch niemanden in ihren Reihen gefunden, der glaubhaft die Opposition gegen Obama anführen könnte. In das Vakuum stößt Limbaugh mit seinem täglich wiederholten Aufruf zur Fundamentalopposition gegen den in seinen Augen linksradikalen Präsidenten.

Limbaugh ist ein Aufwiegler, dessen Ansichten weit rechts von der Mitte liegen. Er verachtet alle Linken oder jedenfalls diejenigen, die er dafür hält. Seine Tiraden grenzen an Hetze, oft überschreitet er alle Limits.

Den Folterskandal von Abu Ghraib verniedlichte er mit der Einlassung, dass da nur ein paar junge Leute "ihren Spaß" gehabt hätten. Er ist für die Todesstrafe, wobei das einzig Grausame, wie er sagt, ein Aufschub in letzter Minute sei - für die Angehörigen der Opfer. Frauenrechtlerinnen schmäht er als "Feminazis". Umweltschutz ist für ihn "Ökologismus" und der Klimawandel ein Hirngespinst.

Drei Stunden täglich über die Mittagszeit von montags bis freitags sind seine Tiraden zu hören. Seine Talkshow übertragen Sender seit zwei Jahrzehnten im ganzen Land. Auf 20 Millionen Zuhörer wird sein Publikum geschätzt. Das hat Limbaugh viel Geld eingebracht. 2008 verlängerte er seinen Vertrag bis 2016. Honorar: 400 Millionen Dollar. Und das gibt ihm Macht. Er liebt es, Anrufern in seiner Show übers Maul zu fahren, wenn sie es wagen, ihm zu widersprechen - sehr zum Ergötzen seiner Fangemeinde.

Der Letzte, der seinen Zorn erfahren musste, war der neu gewählte Vorsitzende der Republikaner, Michael Steele. Er hatte gewagt, Limbaugh als bloßen Entertainer abzutun. Das bekam ihm nicht gut. Nachdem Limbaugh am Montag vor offenem Mikrophon 20 Minuten über ihn hergezogen war, entschuldigte sich der gedeckelte Parteichef noch am Abend: "Ich habe seine Bedeutung und Führungskraft nicht im mindesten schmälern wollen."

Vielleicht hätte sich Steele vorher an einen Satz des verehrten Ronald Reagan erinnern sollen. Der ehemalige US-Präsident hatte Limbaugh schon 1992 bescheinigt: "Sie sind die erste Stimme der konservativen Bewegung in unserem Land geworden."

© SZ vom 05.03.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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