US-Medien: Skandal um Karikatur:Obama als Affe

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Nach heftigen Protesten entschuldigt sich die New York Post für eine Karikatur, die Barack Obama als Schimpansen zeigt - und schmäht gleichzeitig ihre Kritiker.

Parodie oder Rassismus? Die Boulevardzeitung New York Post hat am Mittwoch eine Karikatur veröffentlicht, die für viel Wirbel sorgt. Sie zeigt einen Schimpansen, den zwei Polizisten mit mehreren Schüssen erschossen hatten. Ein Sicherheitsbeamter sagt mit Blick auf den in einer Blutlache liegenden Affen: "Jetzt müssen sie jemand anderen finden, der das nächste Konjunkturprogramm schreibt."

Eine Karikatur, die viele US-Amerikaner gar nicht lustig finden. 200 Menschen demonstrierten vor dem Gebäude der New York Post. (Foto: Foto: AFP)

Für Col Allen, den Chefredakteur der Boulevardzeitung, ist das eine "klare Parodie" der aktuellen Ereignisse. Am Dienstag hatte ein Schimpanse im US-Staat Connecticut eine Frau angegriffen und lebensgefährlich verletzt.

Ein Polizist erschoss schließlich das Tier, das früher in Fernsehwerbungen aufgetreten war. Am selben Tag hatte Barack Obama ein Konjunkturprogramm in Kraft gesetzt, das vor allem von Republikanern als schlecht ausgearbeitet kritisiert wird.

Vielen US-Amerikanern fehlt das Verständnis für solche Scherze. Die Redaktion der Zeitung wurde mit Protestanrufen bombardiert, vor dem Redaktionsgebäude in Manhattan versammelten sich etwa 200 Menschen und riefen "Boykottiert die Post" und "Schließt sie!".

Bürgerrechtler und Politiker sprachen von einem Akt des Rassismus. Dass Afroamerikanern mit Schimpansen gleichgesetzt werden, sei in der Vergangenheit häufig passiert, sagte der Bürgerrechtler Al Sharpton.

Der New Yorker Senator Eric Adams nannte die Karikatur einen Rückfall in die Zeit, in der schwarze Politiker gelyncht wurden.

Nun entschuldigt sich die Zeitung auf ihrer Webseite - und macht gleichzeitig deutlich, dass sie sich falsch verstanden fühlt. Die Zeichnung ziele auf das Konjunkturprogramm. Wenn jemand darin einen "dünn verhüllten Ausdruck von Rassismus" gesehen habe, sei das nicht beabsichtigt gewesen: "Bei denjenigen, die das Bild verletzt habe, entschuldigen wir uns".

Ausdrücklich nicht entschuldigen will sich das Blatt aber bei denjenigen, "die den Vorfall dafür nützen, um der Post vergangene Streitigkeiten heimzuzahlen." Manchmal sei eine Karikatur nur eine Karikatur - "auch wenn Opportunisten etwas anderes daraus machen wollen."

Obamas Sprecher Robert Gibbs wollte zu der Karikatur übrigens nicht Stellung nehmen. Er habe die Karikatur nicht gesehen, sagte er nur. Allerdings halte er die New York Post ganz allgemein nicht für ein lesenswertes Blatt.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/liv/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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