Unicef-Studie:Die Krise der Kinder

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SZ-Grafik; Quelle: Unicef (Foto: sz grafik)

28 Millionen Kinder wurden laut Unicef durch Krieg, Gewalt oder Dürre aus ihrer Heimat vertrieben. Die Zahl alleinreisender Minderjähriger hat sich 2015 verdreifacht.

Das Wort Flüchtlingskrise ist hierzulande zur Chiffre für die eine Million Menschen geworden, die 2015 nach Deutschland kamen, um hier Asyl zu beantragen. Die Krise wird dann folglich im Bundesamt für Migration, in den Erstaufnahmeeinrichtungen und im europäischen Zank um die Verteilung der Geflüchteten ausgemacht. Die Zahlen, die das UN-Flüchtlingshilfswerk Unicef am Mittwoch vorgelegt hat, erinnern nun noch einmal daran, dass Deutschland ein Nebenschauplatz der internationalen Flucht- und Migrationsbewegungen ist, und dass es in erster Linie die Flüchtenden sind, die im Krisenzustand leben, und erst in zweiter Linie die aufnehmenden Länder.

Dreimal so viele alleinreisende Minderjährige wie im Vorjahr haben 2015 Asyl beantragt

28 Millionen Kinder wurden laut Unicef durch Krieg, Gewalt oder Dürre aus ihrer Heimat vertrieben. Elf Millionen von ihnen haben Asyl in einem anderen Land beantragt, 17 Millionen dieser Kinder sind innerhalb ihres Landes zu Binnenflüchtlingen geworden. Unicef rechnet vor, dass in der heutigen Welt eines von 200 Kindern ein Flüchtlingskind ist. Knapp die Hälfte (45 Prozent) der geflohenen Kinder stammte im Jahr 2015 aus den Kriegs- und Krisengebieten in Syrien und Afghanistan. Unicef schätzt, das die Türkei das Land ist, das im vergangenen Jahr die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat, gefolgt von Pakistan und Libanon. In diesen Ländern ist es für die Flüchtlingskinder oft schwer, weiter die Schule zu besuchen. Stattdessen gehen sie arbeiten, um sich an der Versorgung der Familie zu beteiligen.

Die Zahl der Kinder, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind, ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. 100 000 alleinreisende Minderjährige haben 2015 in insgesamt 78 Ländern Asyl beantragt. Das sind dreimal so viele wie noch 2014.

Zu den Kindern, die als anerkannte Flüchtlinge Schutz in Gastländern finden, kommen 20 Millionen Kinder, die als Migranten, meist mit ihrer Familie, ihre Heimat verlassen haben. Kinder also, die nicht direkt von Krieg und Verfolgung bedroht sind, denen jedoch häufig die ökonomische Perspektive auf ein Leben in Sicherheit und ohne Armut fehlen. Viele dieser Kinder haben keinen gesicherten Rechtsstatus. In der Folge ist der Zugang zu Bildung für sie oft erschwert, und sie sind besonders häufig Opfer von Missbrauch, da sie Angst haben, sich um staatliche Unterstützung zu bemühen.

© SZ vom 08.09.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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