Ukraine:Tod im Donbass

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Die Explosion einer Landmine tötet einen Beobachter der OSZE im Separatistengebiet. Die Aufständischen machen die ukrainische Armee verantwortlich.

Beim Einsatz im Kriegsgebiet in der Ostukraine ist ein OSZE-Beobachter getötet worden. Ein weiterer Mitarbeiter sei verletzt worden, teilte der Vorsitzende der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der österreichische Außenminister Sebastian Kurz, am Sonntag mit. Das Auto der Beobachter sei bei einem Einsatz im Separatistengebiet Luhansk über eine Landmine gefahren und habe eine Explosion ausgelöst, meldete die Agentur Interfax.

"Der Tod eines Kollegen ist ein Schock für die ganze OSZE", schrieb Kurz. Der konservative Politiker forderte volle Aufklärung. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Bei dem Toten handele es sich um einen Amerikaner, die verletzte Person sei eine Frau aus Deutschland, sagte ein Sprecher des österreichischen Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Wien. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel zeigte sich tief bestürzt über den gewaltsamen Tod des OSZE-Beobachters. "Jemand, der nur mithelfen wollte, Frieden und ein Ende der Kämpfe zu schaffen, hat heute sein Leben verloren", teilte Gabriel in Berlin mit. Es sei im Interesse aller, allen voran der Konfliktparteien an der Kontaktlinie, dass die OSZE-Beobachter ihrer wichtigen und unentbehrlichen, gleichzeitig gefährlichen Arbeit nachgehen könnten.

Die Aufständischen machen die ukrainische Armee verantwortlich

Der Vorfall ereignete sich in der Nähe der Ortschaft Prischib nordwestlich der Großstadt und Separatistenhochburg Luhansk. Die Aufständischen machten die ukrainische Armee für den Vorfall verantwortlich. Aus Kiew lag zunächst keine Stellungnahme vor. In Teilen der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk bekämpfen sich seit April 2014 Regierungseinheiten und von Moskau unterstützte Separatisten. Als Auslöser gelten der Regierungswechsel in Kiew nach monatelangen prowestlichen Protesten und die Annexion der Halbinsel Krim durch Russland. Aufständische in den Gebieten Donezk und Luhansk erklärten ihre Unabhängigkeit von der Ukraine. Kiew reagierte zunächst verhalten, schickte aber später Truppen in einen "Anti-Terror-Einsatz" genannten Krieg. Die OSZE beobachtet den Konflikt im Donbass mit fast 600 Mitarbeitern.

Die Umsetzung eines unter Vermittlung Deutschlands ausgehandelten Friedensplans kommt seit Monaten nicht voran. Teil des Plans ist auch der Abzug schwerer Waffen von der Front, den die OSZE unter anderem überwachen soll. Seit Beginn des Konflikts im April 2014 wurden nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 10 000 Menschen getötet.

© SZ vom 24.04.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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