Tunesien:Femen-Aktivistinnen zu vier Monaten Gefängnis verurteilt

Sie zeigten ihre Brüste, um gegen die Inhaftierung einer tunesischen Aktivistin zu demonstrieren. Nun hat ein Gericht in Tunis eine deutsche und zwei französische Femen-Aktivistinnen zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Femen will seine Aktionen in Tunesien dennoch ausweiten.

Wegen einer barbusigen Protestaktion in Tunesien sind drei Femen-Aktivistinnen nach Auskunft eines Anwalts zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Das zuständige Gericht in Tunis bewertete das Zeigen der nackten Brüste am Mittwoch als "unsittliches Verhalten" und damit als Straftat. Die drei Frauen, die Deutsche Josephine M. und zwei Französinnen, hatten am 29. Mai vor dem Justizpalast in Tunis mit nacktem Oberkörper gegen die Inhaftierung einer 18-jährigen Femen-Aktivistin protestiert.

Vor Gericht sagte die Deutsche aus, die Aktion habe sich nicht gegen die tunesischen Wertvorstellungen gerichtet, sie sei vielmehr eine Form des politischen Protests gewesen. Anwälte aus konservativen Kreisen in Tunesien machten dagegen geltend, dass Nacktauftritte auch in Deutschland als exhibitionistische Handlungen mit Gefängnisstrafen von bis zu einem Jahr verfolgt werden könnten.

Die Chefin der feministischen Organisation, Inna Schewtschenko, bezeichnete den Urteilsspruch als "politische Entscheidung. Wir sind nach diesem sehr harten Urteil sehr wütend", sagte sie. Die Femen-Mitglieder würden ihre Aktionen in Tunesien "ausweiten und vervielfachen", kündigte Schewtschenko telefonisch aus Paris an.

Das Gerichtsverfahren gegen die drei Frauen in Tunesien war auch Thema beim Besuch des tunesischen Ministerpräsidenten Ali Larayedh in Berlin in der vergangenen Woche gewesen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte mit Blick auf den Prozess die Achtung der Grundrechte an. Bei ihrem Treffen mit Larayedh machte sie nach eigenem Bekunden "deutlich, dass wir auf einen fairen und vernünftigen Umgang in rechtsstaatlichen Verfahren hoffen".

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