Türkei:Regierung investiert Milliarden in verarmte Kurdengebiete

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Mit einem Milliardenprogramm will die türkische Regierung den wirtschaftlichen Aufschwung in Südostanatolien fördern - und gleichzeitig der PKK ihren geistigen Nährboden entziehen.

Die türkische Regierung will dem verarmten Kurdengebiet in Südostanatolien mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm auf die Beine helfen. Insgesamt neun Provinzen sollen davon profitieren.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan (Foto: Foto: Reuters)

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan reiste an diesem Dienstag zusammen mit sieben Ministern in die südosttürkische Großstadt Diyarbakir, um das Programm offiziell vorzustellen. Bis 2012 würden zur Verbesserung der Infrastruktur in den ländlichen Gebieten 14,55 Milliarden Lira (7,4 Milliarden Euro) allein an Haushaltsmitteln aufgewendet.

Arbeitsplätze für vier Millionen Menschen sollen entstehen. Der erhoffte Wirtschaftsaufschwung soll einen Beitrag dazu leisten, den Rückhalt der Rebellengruppe PKK in der Region zu schwächen. "Ein Umfeld aus Wohlstand und Freiheit ist der Feind des Terrorismus", sagte Erdogan vor jubelnden Anhängern in Diyarbakir, der größten Stadt der Region.

Kraftwerke und Staudämme

Kern des Investitionsprogramms sind Fortschritte beim so genannten Südostanatolien-Projekt (GAP), eines halb vollendeten Netzwerkes aus Staudämmen und Wasserkraftwerken. Der Strom aus den Kraftwerken soll die Grundlage für die Ansiedlung von Unternehmen in der Gegend sein; allerdings sind einige Vorhaben im Rahmen des GAP sehr umstritten, wie etwa der geplante Staudamm in Ilisu.

Die Investitionen sollen auch die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen in Südostanatolien verbessern und den Aufbau einer organischen Landwirtschaft ermöglichen. Zudem sollen Minen geräumt werden, die im Krieg zwischen der Armee und der PKK gelegt worden waren.

Mit dem Programm will Erdogan auch die Chancen seiner Regierungspartei AKP bei den im kommenden Frühjahr anstehenden Kommunalwahlen erhöhen. Die AKP, die bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr fast 47 Prozent erhielt, will ihren Stimmenanteil bei den Kommunalwahlen auf 60 Prozent erhöhen.

Erdogan hatte das Investitionsprogramm erstmals im März angekündigt. Damals sagte der Ministerpräsident auch, Ankara wolle einen staatlichen Fernsehsender ins Leben rufen, der Programme in kurdischer, arabischer und persischer Sprache ausstrahlen werde.

Die Europäische Union hat den Beitrittskandidaten Türkei wiederholt gedrängt, die kulturellen Rechte der kurdischen Minderheit zu verbessern und den Südosten des Landes stärker als bisher wirtschaftlich zu fördern.

© AFP/Reuters/dgr/mati - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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