Treffen mit Atomspion:Israel verhaftet britischen Reporter

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Eigentlich sollte sich der eben erst aus der Haft entlassene israelische Atomspion Mordechai Vanunu nicht mehr mit Journalisten treffen. Doch für den Briten Peter Hounam hat er jetzt eine Ausnahme gemacht. Schließlich war der es, der vor 18 Jahren mit seiner Hilfe Israels Atomprogramm enthüllt hatte. Doch Israel versteht in dieser Sache noch immer keinen Spaß.

Ein britischer Journalist ist wegen eines verbotenen Treffens mit dem Atomspion Mordechai Vanunu vom israelischen Geheimdienst festgenommen worden.

Verbotenes Treffen nach 18 Jahren: Mordechai Vanunu (links) umarmt Peter Hounam. (Foto: Foto: AP)

Dies berichteten israelische und britische Medien am Donnerstag übereinstimmend.

In der Zeitung Jerusalem Post hieß es, der 60 Jahre alte Reporter Peter Hounam habe versucht, Videobänder mit mehreren Stunden Gesprächsmaterial aus dem Land zu schmuggeln und damit die Militärzensur zu umgehen.

Vanunu war im April unter strengen Auflagen des Geheimdienstes aus dem Gefängnis freigelassen worden. Er darf unter anderem nicht mit ausländischen Staatsbürgern sprechen und keine Interviews geben.

Hounam hatte vor 18 Jahren in der Zeitung Sunday Times Details über das geheime Atomwaffenprogramm Israels veröffentlicht, die Vanunu bei seiner Arbeit im Reaktorzentrum Dimona gesammelt hatte.

Der Geheimdienst hatte Vanunu daraufhin in Rom gekidnappt und nach Israel entführt. Israel ist überzeugt, dass Vanunu auch nach seiner jahrelangen Haft noch über Informationen verfügt, die die Staatssicherheit gefährden.

Eine Sprecherin des Außenministeriums in London sagte: "Wir sind darüber informiert worden, dass ein britischer Journalist möglicherweise verhaftet wurde, aber wir haben bislang dafür keine offizielle Bestätigung von den israelischen Behörden bekommen."

In Israel wurden die genauen Hintergründe von Hounams Festnahme am Mittwochabend mit Verweis auf eine Nachrichtensperre nicht mitgeteilt. Der israelische Rundfunk meldete, er sollte vermutlich noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgestellt werden.

Hounam, der auch für den britischen Fernsehsender BBC tätig ist, hält sich seit Vanunus Freilassung in Israel auf und hatte sich mit seinem früheren Informanten getroffen.

Die BBC, für die Hounam in Israel an einer Dokumentation arbeitete, bestätigte die Festnahme und erklärte: "Wir sind über diese Entwicklung sehr besorgt."

Im selben Sinn äußerte sich auch Sean Ryan, Auslandsressortchef der Sunday Times. Hounam habe sich bereits seit dem 16. April in Israel aufgehalten, um über die Freilassung Vanunus zu berichten. Der Journalist sei in seinem Hotel festgenommen worden.

Nach israelische Medienberichten hatten mehrere Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Hounam in seinem Hotel in Ost-Jerusalem festgenommen und sein Zimmer durchsucht. Er habe einer Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International noch zurufen können, sie solle die Öffentlichkeit über seine Festnahme informieren.

Hounam wird nach Medienberichten vom Inlandsgeheimdienst Schin Beth seitdem in einer Haftanstalt in Jerusalem festgehalten. Es sei ihm nicht erlaubt worden, seinen Anwalt Avidor Feldmann zu treffen.

Die oppositionelle Abgeordnete Juli Tamir (Arbeitspartei) nannte die Festnahme des Journalisten "einen weiteren Schritt zur Beschränkung der Redefreiheit in Israel".

Das Land versuche, "Journalisten mundtot zu machen, die die Wahrheit aufdecken wollen". Sie sprach von einer "ernsthaften Gefahr für die Demokratie".

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