Terroranschlag von Mumbai:Indien übergibt Beweise an Pakistan

Lesezeit: 1 min

Die Ermittlungsakten sollen "erdrückende Beweise" enthalten. Nun fordert Indien von Pakistan eine Bestrafung der Hintermänner des Terroranschlags von Mumbai.

Indien hat der Regierung in Pakistan Ermittlungsakten zu den Terroranschlägen von Mumbai übergeben. Diese enthielten "erdrückende" Beweise für die Verwicklung pakistanischer Hintermänner in die Anschläge Ende November, sagte Außenminister Pranab Mukherjee in Neu Delhi. Pakistans Premierminister Yousaf Raza Gillani sagte die Bestrafung möglicher Drahtzieher zu, sollten die Beweise gegen sie "glaubwürdig" sein.

Das Luxushotel Tadsch Mahal in Mumbai während der Terrorattacken in der indischen Metropole. (Foto: Foto: AFP)

Mukherjee forderte die pakistanischen Behörden auf, weitere Ermittlungen aufzunehmen und die Ergebnisse mit Indien zu teilen. Die Anschläge von Mumbai seien ein "unverzeihliches Verbrechen". Pakistan müsse nun seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen und dafür sorgen, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt würden, sagte der indische Außenminister. Ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums bestätigte in Islamabad, dass Pakistan die Akten erhalten habe und sie "prüfen" werde.

Nach indischen Angaben enthalten die Ermittlungsergebnisse unter anderem Aussagen des einzigen überlebenden Attentäters, Abschriften von Telefonaten der Angreifer mit pakistanischen Hintermännern und Informationen über ihre Waffen. Das Dossier soll auch anderen Ländern übergeben werden, vor allem den USA.

Bei der Anschlagsserie Ende November waren mindestens 172 Menschen getötet worden, darunter neun der zehn Angreifer. Neu Delhi, Washington und London machen die radikalislamische Gruppierung Lashkar-e-Taibar (LeT) für die Angriffe verantwortlich. Diese ist zwar in Indien und Pakistan verboten, doch werden ihr enge Verbindungen zum pakistanischen Geheimdienst nachgesagt. Nach indischen Angaben wurden die Angreifer von der LeT ausgebildet und gelangten an Bord eines gekaperten Fischkutters von Karachi aus nach Mumbai. Die LeT weist jede Beteiligung an den Anschlägen zurück.

Die Anschlagsserie hat die Beziehungen der seit langem verfeindeten Nachbarstaaten weiter belastet. Die Atommächte führten seit ihrer Unabhängigkeit 1947 bereits drei Mal Krieg gegeneinander.

Regierungschef Gillani versicherte am Montag dem Südostasien-Beauftragten der USA, Richard Boucher, sein Land werde alles unternehmen, um die "gegenwärtigen Spannungen" mit Indien abzubauen. Kein pakistanischer Bürger werde vor Verfolgung sicher bleiben, sollten die Indizien deutlich gegen ihn sprechen. Pakistan warf Indien bisher stets vor, den Beweis für die Behauptung schuldig geblieben zu sein, dass die Drahtzieher der Anschläge beim pakistanischen Geheimdienst zu suchen seien.

Boucher traf sich während seines Besuchs in Islamabad auch zu Gesprächen mit Präsident Asif Ali Zardari und Außenminister Shah Mehmood Qureshi. Dabei ging es neben den Spannungen zwischen Indien und Pakistan auch um Islamabads Zusammenarbeit beim Anti-Terror-Kampf. Berichte indischer Medien, wonach Boucher anschließend nach Indien weiterreisen wollte, wurden von US-Seite zunächst nicht bestätigt.

© sueddeutsche.de/AFP/jkr/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: