Terror:Zwei Paketbomben

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Im Bundesfinanzministerium in Berlin und im französischen Büro des IWF gehen fast gleichzeitig Sprengsätze ein. Die Berliner Tat reklamieren griechische Autonome für sich.

Griechischen Linksradikalen ist es offenbar gelungen, Sprengstoff in einer Luftpolstertasche von Athen nach Berlin zu schicken, wo die Sendung an das Bundesfinanzministerium ging. Die griechische linke autonome Untergrundorganisation "Konspiration der Feuerzellen" will das Päckchen mit dem explosiven Gemisch und scharfen Zünder geschickt haben. Dort wurde es in der Poststelle des Finanzministeriums entdeckt, bevor es größeren Schaden anrichten konnte. "Wir übernehmen die Verantwortung für die Entsendung der Paket-Attrappe an den Finanzminister Deutschlands", hieß es in einer Erklärung der Autonomen im Internet vom Donnerstag. Die Autonomen erklärten sich in der Mitteilung solidarisch mit in Griechenland verurteilten Mitgliedern ihrer Organisation sowie anderer Gruppen im Ausland.

Der Anschlagsversuch in Berlin fällt zusammen mit einem Anschlag auf das Pariser Büro des Internationalen Währungsfonds. Nach Angaben der Polizei hatte eine Sekretärin dort am Mittwoch ein Postpaket geöffnet, darin explodierte ein schwarzer Zylinder von etwa 30 Zentimetern. Die IWF-Angestellte erlitt Brandwunden im Gesicht sowie eine Verletzung des Trommelfells. Auch dieses Paket kam aus Athen. Als angeblicher Absender erschien der Name Vassilis Kikilias. Er ist der Sprecher der oppositionellen griechischen konservativen Partei Nea Dimokratia. Adressiert war das Paket an Poul Thomsen, stellvertretender Direktor der Europa-Abteilung des Internationalen Währungsfonds. Der IWF und das Bundesfinanzministerium spielen beide eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen der griechischen Regierung mit ihren internationalen Geldgebern. "Dies ist ein Anschlag, dafür gibt es kein anderes Wort", erklärte Staatspräsident François Hollande am Rande eines Besuchs im südfranzösischen Toulon. Der Pariser Polizeipräfekt Michel Cadot versuchte zu beruhigen: "Dies war keine Bombe, sondern eher etwas Gebasteltes." Cadot bestätigte, dass zuletzt mehrere Drohanrufe im IWF-Büro eingegangen seien. Die linksterroristische Organisation der "Feuerzellen" hatte bereits 2010 Paketbomben an Politiker verschickt. Nach der Festnahme von Mitgliedern galt die Organisation als zerschlagen.

© SZ vom 17.03.2017 / sz, cwe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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