Terror in Nordafrika:Tödliches Netzwerk

Mit zwei blutigen Anschlägen haben die Islamisten ihre Schlagkraft bewiesen. In Nordafrika hat sich die Bewegung internationalisiert. Ihre Ziele und Methoden sind perfide.

Rudolph Chimelli

Mehrere tausend Kämpfer des islamischen Untergrunds sind in Algerien aus den Bergen ins normale Leben zurückgekehrt, seit Präsident Abdelaziz Bouteflika seine Politik der nationalen Versöhnung verkündete. Einige hundert Radikale haben jedoch die Waffen nicht niedergelegt.

Mehr als einmal haben sie in den letzten Monaten durch Anschläge und Überfälle auf Sicherheitskräfte gezeigt, dass sie noch am Leben sind. Die Attentate von Algier, von denen sich eines gegen den Amtssitz des Premierministers richtete, haben aber allein durch die Zahl der Opfer ein ganz anderes Gewicht.

Bisher nannten sich die verbleibenden Terroristen "Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf". Sie bekundeten damit ihr Bekenntnis zu einem Islam der Vorväter. Vor zwei Monaten wurden sie zur "Organisation al-Qaida in den islamischen Staaten des Maghreb". Ziele und Methoden blieben unverändert.

Aber das konspirative Netz hat sich internationalisiert und reicht nun bis in die Sahel-Zone. Die Anschläge, die an den Vortagen im marokkanischen Casablanca verübt wurden, machen diese Verflechtungen deutlich. Auch in Tunesien ist vor einigen Monaten ein Arm der Gruppe, der aus Algerien herüberreichte, zerschlagen worden.

Nachdem in den schrecklichen neunziger Jahren fast 200.000 Algerier durch Terror und Repression ums Leben gekommen waren, hatte sich die Sicherheitslage normalisiert.

Auch Ausländer konnten sich sorglos in den Städten bewegen, bis kürzlich russische Erdöl-Experten angegriffen wurden. Triumphierend verkündeten Sprecher des Regimes dennoch, der Terrorismus sei erledigt. An dieser Gewissheit zu rütteln, dürfte die Absicht der Attentäter sein.

© SZ vom 12.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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