Tarifkonflikt:Mehr Geld für Kita-Erzieherinnen

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Vor allem Jüngere profitieren von der Tarifeinigung, sie verdienen in Zukunft bis zu 138 Euro mehr pro Monat. Allerdings muss die Basis der Gewerkschaft der jüngsten Einigung erst noch zustimmen.

Von Ulrike Heidenreich, München

Im Streit um die Bezahlung von Erzieherinnen und Sozialarbeitern gibt es einen Durchbruch. Aller Voraussicht nach wird es im Herbst daher keine neuen Streiks in Kindertagesstätten geben. Die Gewerkschaften und die kommunalen Arbeitgeber einigten sich am Mittwoch in Hannover nach dreitägigen Verhandlungen auf Verbesserungen im Tarifgefüge. Vor allem jüngere Erzieherinnen mit einem Einstiegsgehalt von etwa 1900 Euro profitieren davon, sie sollen zwischen 93 und 138 Euro mehr im Monat erhalten.

Der Arbeitskampf dauert nun schon sieben Monate an, im Mai hatten die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungswesen vier Wochen lang gestreikt. Nun haben sich die Verhandlungspartner auf Nachbesserungen der Schlichtungsempfehlung geeinigt. Diese war im Juni von der Gewerkschaftsbasis abgelehnt worden. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Beamtenbund DBB empfahlen ihren Mitgliedern, das jüngste Ergebnis anzunehmen. Am Freitag wird die Bundestarifkommission von Verdi ihr Votum abgeben, bis zum 31. Oktober müssen sich dann die Mitglieder per Urabstimmung äußern. "Die gute Nachricht ist: Weitere Streiks sind vorerst abgewendet", sagte der Verhandlungsführer des DBB, Willi Russ.

Verdi-Chef Frank Bsirske wies auch auf Verbesserungen für die Sozialarbeiter im Allgemeinen Sozialdienst hin. Im ursprünglichen Vorschlag waren diese nicht berücksichtigt. Nun erhalten sie zwischen 30 und 80 Euro pro Monat mehr, bei einem Gehalt, das auf höchster Stufe zurzeit rund 4000 Euro beträgt. "Das jetzt ausgehandelte Ergebnis trägt den Wünschen der Beschäftigten eher Rechnung als die abgelehnte Schlichtungsempfehlung", sagte Verdi-Chef Bsirske. Bei den Sozialarbeitern kommen die Steigerungen dadurch zustande, dass die Kommunen neun Millionen Euro draufgelegt haben. Insgesamt beziffern die Arbeitgeber die Mehrbelastung der kommunalen Haushalte durch die Einigung auf 315 Millionen Euro pro Jahr.

"Das Ergebnis markiert die Grenze der Belastbarkeit, aber es ist vertretbar", sagte Thomas Böhle, Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Eltern und Kindern würden so "weitere Strapazen" erspart. Beobachtern zufolge hatten alle Verhandlungspartner in Hannover von Anfang an das Ziel, einen Kompromiss bei der Bezahlung der 240 000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zu finden. Bei den Erziehern wurde zwischen den einzelnen Gehaltsstufen umgewichtet, so dass nun die Älteren etwas geringere Zuwächse haben als im Schlichterspruch, die Jüngeren bekommen dafür mehr. Damit will man den Beruf für Einsteiger attraktiver machen. "Uns war es wichtig, das vorhandene Geld gleichmäßiger zu verteilen, das ist gelungen", sagte Andreas Gehrke von der Gewerkschaft GEW.

Die Einigung sei "ein Schritt zur Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes, dem weitere folgen müssen", sagte Bsirske. Die durchschnittlichen Lohnsteigerungen bezifferte er auf 3,7 Prozent, VKA-Chef Böhle sprach von 3,3 Prozent.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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