Suche nach Iraks Waffen:Außer Thesen nichts gewesen

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In den Staaten der Kriegskoalition wird immer heftiger darüber debattiert, wo denn nun die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen abgeblieben seien. US-Senatoren verlangen Aufklärung, Australien räumt ein, bei Geheimdienst-Informationen habe es möglicherweise Fehler gegeben.

Australiens Verteidigungsminister Robert Hill sagte, wenn es "Fehler" in der Interpretation von nachrichtendienstlichem Material gegeben habe, solle die Regierung dies zugeben. Noch sei es allerdings zu früh, um darüber ein Urteil zu fällen. Aus Sicht der Erkenntnisse vor dem Irak-Krieg sei die Entscheidung zum Waffengang aber richtig gewesen.

Einer der angeblichen Beweise von US-Außenminister Colin Powell im UN-Sicherheitsrat. (Foto: N/A)

Mehrere US-Senatoren schlugen die Eröffnung einer parlamentarischen Untersuchung vor, um den Umgang der US-Nachrichtendienste mit Irak betreffenden Informationen zu prüfen.

US-Senator befürchtet Ansehensverlust der USA

Der demokratische US-Senator Bob Graham sagte, sollten keine Massenvernichtungswaffen in Irak gefunden werden, stelle dies ein "schweres Scheitern" der Geheimdienste dar.

Denkbar sei in diesem Fall auch, dass Informationen der Nachrichtendienste manipuliert worden seien, um das amerikanische Volk zu täuschen. In jedem Fall würde das Ausbleiben von ABC-Waffenfunden zu einem Vertrauensverlust der USA in der internationalen Gemeinschaft führen, sagte Graham. Der 66-jährige Senator ist innerparteilicher Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.

Der republikanische Senator John McCain sagte, zur Untersuchung der Vorgänge könne ein überparteilicher Kongressausschuss eingerichtet werden, der sich mit auf Irak beziehenden Geheimdienstinformationen auseinandersetze. Es gebe "zahlreiche Möglichkeiten", im Nachhinein zu einer objektiven Analyse zu kommen.

Auch der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses im US-Kongress, der Republikaner John Warner, lehnte eine solche Prüfung prinzipiell nicht ab.

Rumsfeld soll Geheimdienstdaten "verzerrt" haben

Das US-Nachrichtenmagazin Time berichtete unter Berufung auf hochrangige US-Militärs, das Verteidigungsministerium habe bei seinen Erkenntnissen über irakische Massenvernichtungswaffen auf Rohdaten des US-Geheimdienstes CIA zurückgegriffen, diese jedoch übertrieben interpretiert.

Pentagon-Chef Donald Rumsfeld habe das Geheimdienstmaterial über Irak "in fast krankhafter Weise stark verzerrt", sagte ein Nachrichtenoffizier dem Magazin. In der kommenden Woche wolle die CIA jedoch neue Informationen über irakische ABC-Waffen veröffentlichen.

Rumsfeld hatte in der vergangenen Woche die Möglichkeit angedeutet, dass Irak seine angeblichen Massenvernichtungswaffen kurz vor dem Krieg vernichtet haben könnte. Sein Stellvertreter Paul Wolfowitz räumte darüber hinaus in einem Interview ein, dass mögliche irakische ABC-Waffen nicht der Hauptgrund der USA für den Krieg waren.

(sueddeutsche.de/AFP/AP)

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