Studie zu Löhnen:"Lücke kleingerechnet"

Der Staat muss nicht handeln, um die Lohnungleichheit von Männern und Frauen zu beseitigen? Manuela Schwesig hält dagegen.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Die Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln, wonach der Staat nicht handeln müsse, um die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern zu beseitigen, stößt auf heftige Kritik aus dem Bundesministerium für Familie und Frauen von Manuela Schwesig (SPD). Es sei offensichtlich, dass das Problem der Lohnlücke "kleingeredet und kleingerechnet" werde, sagte ihre Sprecherin am Montag. Zuvor hatte das IW seine Analyse zur angeblichen Lohnlücke in Deutschland vorgestellt. "Die gesamtwirtschaftliche Lohnlücke ist wesentlich kleiner als gedacht, ein staatlicher Eingriff nicht gerechtfertigt", schreiben die Ökonomen. Zwar verdienten Frauen in Deutschland durchschnittlich ein Fünftel weniger als Männer, was einer der schlechtesten Werte in Europa sei. Eine genaue Analyse zeige aber, dass sich die Unterschiede beim Gehalt vor allem aus individuellen Entscheidungen ergeben würden, etwa wo die Frauen arbeiteten. "Die Annahme, bei der Lohnlücke handele es sich um Diskriminierung durch die Unternehmen, ist unsachgemäß", sagte IW-Direktor Michael Hüther. Damit stellte der Ökonom das von Ministerin Schwesig geplante Gesetz zur Lohngleichheit indirekt infrage. Schwesig ließ ihre Sprecherin ausrichten, die Lohnlücke sei keine private Entscheidung, sondern habe "mit verkrusteten Strukturen zu tun, die wir aufbrechen müssen, um die Gleichstellung der Frauen zu erreichen". Es sei "wieder ein typischer Reflex, dass bei den Rechten für die Frauen die Bürokratiekeule herausgeholt wird und gesagt wird: Da sind die Frauen selber schuld."

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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