Studie der Bundesbank:Der Unterschied zwischen Arm und Reich wächst

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Die wohlhabendsten zehn Prozent der Deutschen besitzen 60 Prozent des gesamten Vermögens. Wer Immobilien besitzt, profitiert. Einfache Sparer haben das Nachsehen.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Privatvermögen in Deutschland sind nach einer Studie der Bundesbank weniger gleichmäßig verteilt als im europäischen Schnitt. Weil sich der Immobilienbesitz in Deutschland bei vermögenderen Haushalten konzentriere, komme "der Anstieg der Immobilienpreise den Haushalten im oberen Bereich der Vermögensverteilung zugute", heißt es im Monatsbericht der Notenbank, der am Montag veröffentlicht wurde. Auch der Anstieg der Aktienkurse zwischen 2010 und 2014 habe sich "nicht sonderlich stark" auf die Verteilung der Vermögen in Deutschland ausgewirkt.

Die Untersuchung belegt, dass die Hälfte aller Deutschen, die Immobilien besitzen, ihr Nettovermögen von 2010 bis 2014 um rund 33 000 Euro steigern konnten. Normale Mieter ohne Wohneigentum wurden meist nur um knapp 1000 Euro reicher. Manche mussten sogar Vermögenseinbußen hinnehmen.

Die reichsten zehn Prozent der deutschen Privathaushalte besitzen knapp 60 Prozent des gesamten Nettovermögens im Land, so die Bundesbank. Zum Vergleich: Die nach Reichtum unteren 50 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügen insgesamt nur über 2,5 Prozent des gesamten Nettovermögens.

Die Bundesbankstudie unterstreicht, dass längst nicht alle Menschen von den niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank profitieren. Vielen Menschen fehle das nötige Kapital, um von dem Aufschwung an den Häusermärkten zu profitieren. Sie bleiben beim Vermögenszuwachs außen vor. Einige Deutsche meiden zudem aus Risikoscheu die Aktienanlage, andere können sich die Investition gar nicht leisten. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnte jüngst, dass die Geldpolitik der Notenbanken die Ungleichheit in der Bevölkerung vergrößern könne.

Der Internationale Währungsfonds und die OECD haben zuletzt immer wieder betont, dass die materielle Ungleichheit in der Bevölkerung auch ein Grund für die niedrigen Wachstumsraten in den westlichen Industriestaaten sei. Die Mehrheit der Bevölkerung verfüge dadurch über zu wenig Geld, um die wirtschaftliche Nachfrage zu steigern.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln meint hingegen, die Ungleichheit habe nur in schwachen Volkswirtschaften negativen Einfluss auf das Wachstum. "Für Industrienationen wie Deutschland ist der Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Wachstum eher positiv, weil Ungleichheit die Anreize für Unternehmertum und Innovationen steigert", so das Forschungsinstitut am Montag.

Die Bundesbank bezifferte das durchschnittliche Nettovermögen der deutschen Haushalte für 2014 auf 214 500 Euro. Doch erst der Blick auf den Median verdeutlicht die Ungleichheit. Der Median für Nettovermögen in Deutschland - er lag laut Studie 2014 bei 60 400 Euro - ist der Vermögensbetrag, ab dem es rechnerisch genauso viele reichere wie ärmere Haushalte gibt. In Italien betrug der Median für das Privatvermögen 2014 rund 138 000 Euro.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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