Studenten:Reiseziel Bologna

Wer Studenten mit Erfahrung im Ausland will, muss etwas dafür tun.

Von Johann Osel

Deutsche Hochschulen sind bei ausländischen Studenten beliebt wie noch nie. Wie der Report des Deutschen Akademischen Austauschdienstes aber auch zeigt, zieht es die hiesigen Studenten seltener in die Ferne. Nicht mal jeder dritte geht für ein Semester oder ein längeres Praktikum ins Ausland. Ein Reiseziel haben allerdings alle im Kopf: Bologna. Nach der italienischen Stadt ist die Studienreform mit den neuen Abschlüssen Bachelor und Master benannt; sie ist ein Grund für die Reisemüdigkeit.

Meist verlaufen akademische Karrieren heute ja so: Turbo-Abitur, ohne Wehrpflicht ins Bachelor-Studium, sechs Semester - und der moderne Akademiker kann flugs in den Job, für die Besten geht es noch mit dem Master weiter. Die junge Generation hat diese Denke längst verinnerlicht: Fast 60 Prozent der zu Hause Bleibenden sagen, dass sie nicht ins Ausland gehen, weil sie dadurch "Zeit verlieren" oder ihr verschulter Studiengang eine solche Reise gar nicht erlaubt. Das haben die Universitäten vermasselt, die ihre Fächer rein nach Lernzeit kalkuliert haben und nicht nach Bildungszeit, die mehr beinhalten muss als abprüfbares Wissen. Auch gibt es oft finanzielle Hindernisse; hier ist die Politik am Zug, Stipendien, üppigere Bafög-Zuschüsse.

Wer sich Studenten mit Auslandserfahrung erhofft, muss etwas dafür tun. Sonst ist es den Leuten nicht zu verübeln, wenn sie sagen: Am schönsten ist es daheim!

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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