Harmoniesucht hat Ralf Stegner wohl noch niemand nachgesagt: Schleswig-Holsteins forscher SPD-Innenminister ist ein Freund klarer Worte, polarisiert gern, weicht Konflikten nicht aus und taugt deshalb bestens zum Lieblingsgegner beim Koalitionspartner CDU. Mit Spannung wird deshalb erwartet, wie der 47-Jährige seine neue Rolle als Landesvorsitzender der SPD ausfüllen wird.
In Kiel wird gemunkelt, dass an ihm die Große Koalition vorzeitig scheitern wird, weil er so gar nicht mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen kann. Immerhin hatte er den auf Koalitionsharmonie bedachten Regierungschef Carstensen schon einmal derart in Harnisch gebracht, dass dieser ihn "rauswerfen" wollte.
Für künftige Konflikte hat Stegner nun aber einen unerwartet kräftigen Rückhalt der eigenen Partei. Fast 90 Prozent bei der Wahl zum Landesvorsitzenden übertrafen seine Erwartungen deutlich. Wegen seiner zuweilen als rüde empfundenen Gangart handelte sich Stegner auch den Beinamen "Roter Rambo" ein. Der Fußballfan und leidenschaftliche Skatspieler galt als "Kronprinz" der vor zwei Jahren spektakulär gescheiterten Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis und war schon unter Rot-Grün als Finanzminister einer der wenigen Landespolitiker aus dem Norden, die auf Bundesebene Beachtung finden.
Der notorische Fliegenträger lebt mit seiner Frau Sibylle und den Söhnen Fabian, Simon und Tilman in Bordesholm bei Kiel. Stegner stammt aus Rheinland-Pfalz, machte aber in Kiel Karriere. Zunächst Pressesprecher im Sozialministerium, wurde der rhetorisch brillante und ehrgeizige Havard-Absolvent dort 1996 Staatssekretär, wechselte 1998 im gleichen Rang ins Kultusressort und wurde 2003 Finanzminister.
Als Innenminister in der Großen Koalition setzte er eine Verschärfung des Polizeirechts mit derart weit reichenden Kontroll- und Überwachungsbefugnissen durch, dass sogar die CDU ihre Wünsche übertroffen sah. Das Ziel, zur nächsten Landtagswahl 2010 Spitzenkandidat der SPD zu werden, hat Stegner nie dementiert.