Statistik:Fast 7000 junge Täter hinter Gittern - die Gewalt nimmt zu

Lesezeit: 1 min

In Deutschland gibt es derzeit 24 selbständige Jugendanstalten und drei Anstalten, in denen der Jugendvollzug zumindest als eigene Abteilung geführt wird.

Dirk Graalmann

Mit dem Lübecker Rechtsprofessor Gustav Radbruch fing alles an. Der Sozialdemokrat und Justizminister in der Weimarer Republik brachte das Jugendgerichtsgesetz auf den Weg. Am 16. Februar 1923 wurde es erlassen - es ist die Blaupause für die aktuelle Gerichtsbarkeit. Das Gesetz gilt heute in seiner mehrmals geänderten Neufassung für alle Personen, welche die Strafmündigkeit (14 Jahre), aber noch nicht die Volljährigkeit erlangt haben.

Zudem können Teile auch auf Heranwachsende im Alter zwischen 18 und 20 Jahren angewendet werden. Sie werden dann mit Jugendstrafe belegt und verbüßen ihre Haft in extra geschaffenen Jugendstrafanstalten. In Deutschland gibt es derzeit 24 selbständige Jugendanstalten und drei Anstalten, in denen der Jugendvollzug zumindest als eigene Abteilung geführt wird.

Ost-West-Gefälle

In Deutschland verbüßen 6995 Verurteilte eine Jugendstrafe (Stand: 2006). Die Quote von Gefangenen in der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren liegt nach jüngsten Zahlen bundesweit bei 90,3 pro 100.000 Personen. Dabei gibt es ein signifikantes Ost-West-Gefälle. In den alten Bundesländern kommen auf 100000 Personen 82,8 Inhaftierte, in dem Gebiet der früheren DDR sind es durchschnittlich 123,7.

Deutlich angestiegen ist der Anteil jugendlicher Gewalttäter. Jeder zweite Inhaftierte sitzt inzwischen eine Strafe wegen eines Gewaltdelikts ab, 1980 waren es nur 25 Prozent. Weiterhin niedrig bleibt der Anteil der Inhaftierten im offenen Vollzug. Ihre Quote liegt bundesweit bei nicht einmal acht Prozent.

Zum Vergleich: Im Erwachsenenvollzug sind es knapp 20 Prozent. Auffallend ist, dass - wie der Strafrechtler Frieder Dünkel in einer aktuellen Studie nachweist - "der Jugendstrafvollzug tatsächlich ein Jungerwachsenenvollzug ist". Jugendliche unter 18 Jahren machen in der Belegungstatistik nur einen Anteil von rund zehn Prozent aus.

© SZ vom 1.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: