Sri Lanka:Blutiger Anschlag im Zentrum von Colombo

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Neun Tote und 95 Verletzte hat ein Terrorakt in Sri Lankas Hauptstadt Colombo gefordert. Ersten Angaben zufolge rammte ein Selbstmordattentäter einen Bus mit Polizeibeamten - und traf damit auch viele Zivilisten.

Bei einem Selbstmordanschlag im Zentrum der Hauptstadt von Sri Lanka sind nach Regierungsangaben mindestens neun Menschen getötet und 95 weitere verletzt worden. Das Verteidigungsministerium teilte mit, ein Selbstmordattentäter habe in Colombo mit einem Motorrad einen Bus mit Polizeibeamten gerammt.

Polizei und Rettungskräfte am Explosionsort in Colombo (Foto: Foto: dpa)

Sieben der Todesopfer seien Polizisten. Unter den Verletzten seien 62 Zivilisten. Das Ministerium machte die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) für die Tat verantwortlich. In der Nähe des Anschlagortes liegt das Hilton-Hotel, das auch von Ausländern besucht wird. Berichte über ausländische Opfer liegen jedoch nicht vor.

Wenige hundert Meter vom Explosionsort entfernt befindet sich das Präsidialamt. Die Regierung hatte vor vier Monaten das Waffenstillstandsabkommen mit der LTTE aufgekündigt. Die Armee versucht seitdem, die Tamilen-Rebellen militärisch zu vernichten.

Die LTTE verübt im Gegenzug immer wieder Anschläge - wie jetzt wieder in Colombo. Zu dem jüngsten Anschlag kam es wenige Stunden bevor im Präsidialamt der neue Ministerpräsident der Ostprovinz, Sivanesathurai Chandrakanthan, vereidigt werden sollte.

Chandrakanthan hat sich von der LTTE losgesagt. Nach der Vertreibung der Rebellen aus dem Osten hatte die Regierung dort Ende vergangener Woche die erste Provinzratswahl seit 20 Jahren abgehalten. Wie üblich äußerte sich die LTTE nicht zu dem Anschlag. Das Verteidigungsministerium zeigte auf seiner Internetseite Bilder von zerstörten Fahrzeugen am Tatort.

Luftwaffenangriffe auf Stellungen der Sea Tigers

Kurz vor dem 60. Jahrestag der Unabhängigkeit hatte sich bereits Anfang Februar auf dem Hauptbahnhof in Colombo eine Selbstmordattentäterin in die Luft gesprengt und 15 Menschen mit in den Tod gerissen. Ende vergangenen Monats waren bei einem Bombenanschlag auf einen Bus in der Nähe von Colombo 23 Zivilisten getötet worden.

Das Auswärtige Amt rät seit längerem von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Sri Lanka ab. Das Verteidigungsministerium in Colombo teilte mit, die Luftwaffe habe Stellungen der Sea Tigers, der marineähnlichen Unterabteilung der LTTE, an der Küste im Norden der Insel angegriffen. Das Ziel sei getroffen worden. Zu Opfern machte keine der Konfliktparteien Angaben. Seit Jahresbeginn sind bei Kämpfen im Norden nach Militärangaben mehr als 2500 Aufständische und mindestens 300 Soldaten getötet worden.

Die Rebellen, die für einen unabhängigen Staat der tamilischen Minderheit kämpfen, kontrollieren nach ihrer Vertreibung aus dem Osten noch Teile des Nordens Sri Lankas.

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