SPD im Stimmungstief:Schröder stützt Beck mit dramatischem Appell

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Ratschläge und Hilfsangebote von Vorgängern sind ja nicht sonderlich beliebt: Jetzt hat auch noch Gerhard Schröder, der vor Müntefering bis 2004 auch einmal SPD-Parteivorsitzender war, Kurt Beck demonstrativ den Rücken gestärkt.

Mit einem dramatischen Appell an die SPD hat der frühere Parteichef Gerhard Schröder seinem angeschlagenen Nachfolger Kurt Beck den Rücken gestärkt. Beck quäle sich und strenge sich an, er sei ein "anständiger deutscher Sozialdemokrat", deshalb solle ihm die SPD nicht noch mehr Schwierigkeiten machen, sagte der frühere Bundeskanzler am Wochenende.

Zum Haareraufen: Der ehemalige Bundeskanzler ermahnt in Wolfratshausen die SPD-Genossen. (Foto: Foto: ddp)

"Wir haben nicht mehr so viele Leute. Also schießt nicht auf den Klavierspieler. Es könnte sein, es gibt sonst keinen mehr." Die Rede bei der SPD in Wolfratshausen, die Schröder nach einem Treffen mit dem scheidenden bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber hielt, war einer der seltenen Parteiauftritte Schröders seit seiner Abwahl 2005.

Beck hatte sich zuletzt über "Heckenschützen" in der eigenen Partei beklagt und betont, das lasse er sich nicht mehr bieten. Der SPD-Chef kämpft mit schlechten Umfragewerten für sich und seine Partei. Schröder ermahnte die SPD zu mehr Selbstbewusstsein und zu einem Bekenntnis zur Agenda 2010.

"Warum lasst ihr zu, dass sich jetzt andere mit Federn schmücken, die ihnen wahrlich nicht gehören?", fragte der Exkanzler. In der rot-grünen Regierungszeit zwischen 1998 und 2005 seien die Grundlagen der Integrations-, Bildungs- und Klimapolitik geschaffen worden, auf denen die Große Koalition jetzt aufbaue. Auch die rot-grüne Energiepolitik und der Ausbau der Kinderbetreuung seien zukunftsweisend gewesen.

Steinmeier bekennt sich zu Beck

Auch Schröders ehemaliger Kanzleramtschef und heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier verteidigte die Agenda 2010. "Wir haben das Notwendige durchgesetzt und ernten jetzt die Früchte", sagte der designierte SPD-Vizevorsitzende laut Super-Illu. Die SPD müsse dafür kämpfen, dass der Aufschwung alle erreiche. Den internen Streit über Personen und den richtigen Kurs müsse sie einstellen.

Steinmeier bekannte sich zu Beck als Kanzlerkandidaten. Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil warnte seine Partei davor, ihren Streit über die Agenda 2010 fortzusetzen. Es sei richtig, "sich zu dem zu bekennen, was wir gemacht haben", sagte er dem Tagesspiegel am Sonntag. Heil räumte aber ein, dass Schröders Politik auch zu Verunsicherung bei SPD-Anhängern geführt habe.

Der Juso-Vorsitzende Björn Böhning ging dagegen auf Distanz zur Agenda 2010. Diese sei kein "heiliger Gral", sondern eine "Zwischenetappe", sagte er der Bild am Sonntag. "Wir brauchen eine klare Bilanz." Becks Linie gegen Koalitionen mit der Linken auf Landesebene stellte Böhning ebenfalls in Frage. Dies müsse vor Ort entschieden werden.

Dennoch bekannte sich der Juso-Chef zu Beck. "Die Kanzlerkandidatur entscheidet Kurt Beck ganz allein. Er ist der richtige Parteivorsitzende und wird es auch in Zukunft sein", wird er zitiert.

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