Spanische Exklave Melilla:Dutzende Afrikaner stürmen Grenzposten

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Mit bis zu sechs Meter hohen Zäunen versucht Spanien, die Exklave Melilla abzuschotten. Doch nun stürmten afrikanische Flüchtlinge einen Grenzposten.

Bei einem Massenansturm auf die spanische Nordafrika-Exklave Melilla sind am Sonntag rund 70 afrikanische Flüchtlinge von Marokko aus in die Stadt gelangt. Mehrere spanische Polizisten seien dabei leicht verletzt worden, teilten die Behörden der 70.000 Einwohner zählenden Stadt mit.

Der Grenzzaun von Melilla: Für Kritiker ein Symbol der "Festung Europa". (Foto: Foto: dpa)

Etwa 50 der illegalen Immigranten seien aufgegriffen und in Abschiebelager gebracht worden. Einige von ihnen seien mit Steinen und Knüppeln bewaffnet gewesen. Nach dem nächtlichen Zwischenfall habe sich die Situation rasch wieder beruhigt. Wie viele Flüchtlinge insgesamt an dem Ansturm beteiligt waren, wurde nicht bekannt. Bei dem Vorfall handelte es sich um den ersten massiven Ansturm illegaler Einwanderer auf Melilla seit 2006.

Bei dem Versuch, mit Dutzenden weiteren Afrikanern spanisches Territorium zu erreichen, war damals ein Mensch ums Leben gekommen. Vor drei Jahren hatten Tausende von Afrikanern versucht, in immer neuen Wellen von marokkanischem Gebiet aus in die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta zu stürmen. Dabei starben insgesamt 14 Flüchtlinge.

Spanien ließ daraufhin die Grenzbefestigungen der beiden an der Nordküste Afrikas gelegenen Städte ausbauen und die Zäune auf bis zu sechs Meter erhöhen. Diesmal versuchten die Flüchtlinge nicht, die Zäune zu überwinden, sondern stürmten direkt auf den Übergang los und überrannten die Grenzposten.

Zwischen Marokko und Spanien gibt es wegen Melilla und Ceuta grundlegende Differenzen. Rabat betrachtet die beiden Exklaven an der Mitelmeerküste als integralen Bestandteil Marokkos. Die Exklaven sind jedoch seit mehr als 400 Jahren unter spanischer Hoheit.

Jedes Jahr versuchen Tausende verarmte Afrikaner die Flucht nach Spanien, zumeist über den Seeweg. Viele von ihnen sterben auf der Überfahrt, weil sie verdursten oder ihre oft völlig überladenen Boote kentern. Spanien hatte 2005 rund 600.000 illegalen Einwanderern Amnestie gewährt. Inzwischen geht die Regierung aber hart gegen solche Einwanderer vor. Nach jüngsten Zählungen ist rund jeder zehnte der 46 Millionen Einwohner Spaniens Ausländer.

© dpa/Reuters/AFP/ihe/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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