Soziale Bewegungen:"Attac trifft den Nerv der Zeit"

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Sue Dürr engagiert sich seit fünfzig Jahren für den Frieden - und hält das Thema auch immer noch für aktuell. Sie stört es nicht, dass jetzt die Globalisierungsgegner mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Charlotte Frank

Sue Dürr kam 1957 aus den USA nach Deutschland und engagierte sich von Anfang an in sozialen Bewegungen, unter anderem gegen Atomkraft, die Wiederbewaffnung und für den Frieden. Seit der Gründung von Attac im Jahr 2000 ist Dürr Mitglied des globalisierungskritischen Netzwerks. 2001 gründete sie die Attac-Gruppe in München.

Die Amerikanerin Sue Dürr ist seit 1957 in Deutschland - und engagierte sich von Anfang an in sozialen Bewegungen. (Foto: Foto: Robert Haas)

SZ: Frau Dürr, während die Ostermärsche der Atomwaffengegner immer kleiner werden, mobilisiert Attac sehr viele Menschen für Demonstrationen gegen die Folgen der Globalisierung. Hat Attac die Friedensbewegung abgelöst?

Dürr: Auf keinen Fall. Attac ist ein Teil der Friedensbewegung. Beide verfolgen viele gleiche Ziele. Zum Beispiel sehen beide das Militär als ein Instrument zur Etablierung einer Art von Leben und Herrschaft, die wir bekämpfen.

SZ: Aber Attac scheint damit deutlich erfolgreicher zu sein.

Dürr: Attac ist einfach viel präsenter in den Medien. Vor zwei Jahren zum Beispiel, beim G-8-Gipfel in Heiligendamm, hat doch nicht nur Attac demonstriert. Da waren viele andere Gruppen vertreten, auch die Friedensbewegung. Über die berichtet jedoch keiner. Das ist bedrückend, weil es den Eindruck vermittelt, die Friedensbewegung wäre unwichtig geworden. Aber gerade vergangenen Samstag haben in Straßburg 30.000 friedliche Menschen demonstriert. Die Medien berichten dann aber hauptsächlich von Krawallen.

SZ: Vielleicht, weil die Themen der Friedensbewegung vielen nicht mehr so zeitgemäß erscheinen, wie zum Beispiel die Themen von Attac?

Dürr: Ich glaube nicht, dass das Friedensthema unzeitgemäß geworden ist, auch nicht in Zeiten eines Barack Obama. Aber Attac hat den Vorteil, ein größeres Spektrum abzudecken, Frieden ist nur ein Aspekt von vielen. Wir können uns genauso mit Atomkraft, Genmais oder Arbeitsmarktpolitik beschäftigen. Dabei geht Attac Probleme grundsätzlich von der wirtschaftlichen Seite an. Die Frage ist immer: Wie lässt sich die neoliberale Weltordnung überwinden?

SZ: Trifft Attac den Nerv der Zeit?

Dürr: Das denke ich, ja. In der Krise wird das Bewusstsein für die Folgen der globalisierten Finanzordnung geschärft. Die Leute merken plötzlich, wie sich die Globalisierung auf ihr Leben, ihre Arbeitsbedingungen, ihre Umwelt auswirkt- Zusammenhänge, von denen Attac seit Jahren spricht.

SZ: Gehen Sie in diesem Jahr auf einen Ostermarsch?

Dürr: Natürlich. Wie jedes Jahr.

© SZ vom 09.04.2009/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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