Simbabwe:Oppositionsführer wieder zu Hause

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Nach einem geplatzen Gerichtstermin ist Morgan Tsvangirai nach Hause gegangen. Er war in Polizeihaft offenbar schwer misshandelt worden.

"Die Vertreter der Staatsanwaltschaft sind nicht zur Verhandlung gekommen, und wir können nicht warten", sagte Tsvangirais Anwalt Alec Muchadehama, als er das Gericht zusammen mit seinem Mandanten und weiteren Oppositionellen verließ, die ebenfalls am Sonntag festgenommen worden waren.

Sichtlich gezeichnet:Simbabwes Oppositionspolitiker Morgan Tsvangirai (Foto: Foto: AFP)

Tsvangirai wurde gestern mit schweren Misshandlungen auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt. Auch mehrere andere Oppositionelle, die am Sonntag mit ihm bei einer Protestveranstaltung festgenommen worden waren, wurden in die Klinik in der Hauptstadt Harare gebracht. Die Oppositionsanhänger sollen am heutigen Mittwoch erneut vor Gericht vorgeführt werden, wie die Anwältin Beatrice Mtetwa berichtete.

Das teilte ein Mitglied von Tsvangirais Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) mit. Ein Gericht hatte die medizinische Untersuchung und Versorgung des Oppositionschefs und 50 weiterer Aktivisten angeordnet.

Tsvangirai war am Mittag gesundheitlich schwer gezeichnet mit Prellungen am ganzen Körper, einem geschwollenen Auge sowie zersprungenen Lippen vor Gericht erschienen. Der Politiker wurde nach Aussagen der Opposition nach seiner Festnahme am Sonntag von Sicherheitskräften misshandelt. Seine Anwälte hatten die von der Polizei bis dahin verweigerte Anhörung juristisch durchgesetzt.

Gründe der Festnahme unklar

Unklar ist nach wie vor, was ihm vorgeworfen wird. Festgenommene müssen normalerweise nach 48 Stunden Haft freigelassen werden, sofern keine Anklage gegen sie verlesen wird.

Tsvangirai war am Sonntag auf dem Weg zu einer geplanten Massenandacht der Opposition in der Hauptstadt Harare festgenommen und dann mit Dutzenden anderen in Polizeihaft offenbar misshandelt worden. Ein junger Mann kam bei dem Polizeieinsatz ums Leben.

International wurde das simbabwische Vorgehen scharf verurteilt. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise Arbour, forderte eine umfassende Untersuchung. "Diese Form von Repression und Einschüchterung einer friedlichen Versammlung ist nicht akzeptabel", betonte sie.

USA fordern Freilassung

US-Außenministerin Condoleezza Rice nannte die Regierung von Robert Mugabe in einer Stellungnahme "skrupellos" und forderte die sofortige Freilassung der Festgenommenen.

Südafrikas Vize-Außenminister Aziz Pahad rief die Opposition im Nachbarland Simbabwe zum Dialog mit der Regierung auf. Zugleich appellierte er an die Regierung, die Rechte aller Simbabwer und "der verschiedenen Parteichefs zu respektieren". Südafrika sei besorgt, so Pahad.

"Wir sind aber der Ansicht, dass die aktuellen Schwierigkeiten symptomatisch sind für die größeren politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, denen sich Simbabwe gegenüber sieht". Auch die Opposition stehe in der Pflicht, ein Klima für eine dauerhafte Lösung zu schaffen.

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