Seit September 2005 listet das US-Justiz-Ministerium die Namen und Daten von zehntausenden Sexualstraftätern aus 22 Bundesstaaten auf - damit sich Eltern und besorgte Bürger besser vor Triebtätern schützen können.
Dass sich aufgebrachter Bürger gegen dort registrierte Nachbarn vorgehen könnten, befürchtete die Behörde nicht.
Ein Nachbar war es tatsächlich nicht, der nun im US-Bundesstaat Maine zwei Sexualverbrecher erschossen hat. Vielmehr stammte der Mörder aus Kanada.
Die Daten seiner Opfer hatte der 20-jährige Kanadier Stephen A. Marshall aber aus der Triebtäter-Datenbank des Bundesstaates, vermuten die Behörden. Das berichtet die Zeitung Portland Press.
Das Verzeichnis enthält Angaben über verurteilte und nach Verbüßung ihrer Strafe entlassene Sexualtäter mit deren Anschriften, Arbeitgebern und häufig auch ihren Fotos.
In Boston, wo die Polizei den Bus aus Maine stoppte, in dem Marshall saß, tötete sich der mutmaßliche Täter selbst.
Als "Vorsichtsmaßnahme" nahmen die Behörden in Maine die Sexualstraftäter-Datei inzwischen vom Netz.
Die Morde in dem Bundesstaat sind nicht die ersten Fälle von Lynchjustiz an Sexualstraftätern, die offenbar im Zusammenhang mit den Triebtätern-Datenbanken in den USA stehen.
Bereits im September 2005 waren im Bundesstaat Washington zwei Pädophile getötet worden, deren Namen der Täter in einem öffentlichen Register gefunden hatte.
Der 35-jährige Michael A. Mullen, der selbst eine Karriere als Kleinkrimineller und Drogensüchtiger hinter sich hatte, ermordete Victor Vazquez und Hank Eisses nach eigenen Angaben "weil sie keine Reue" gezeigt hatten.
Auslöser der Tat war offenbar der Fall Joseph Edward Duncan III, ein 2005 verhafteter Mörder, der zwei Kinder entführt hatte, nachdem er ihre Eltern und einen Bruder getötet hatte.
Den entführten Jungen hatte er sieben Wochen später ermordet, das Mädchen konnte durch Zufall gerettet werden. Duncan war ein registrierter Sexualstraftäter - er hatte bereits als Jugendlicher einen 14-Jährigen vergewaltigt und gefoltert.
Mullen wünschte sich nach seiner Verhaftung die Todesstrafe, um im Jenseits auf zu Duncan warten und dann Rache zu üben.
Noch habe die Polizei keine Hinweise auf einen direkten Zusammenhang zwischen dem Kanadier und den zwei Mordopfern, berichtete die Portland Press. Joseph L. Gray (57) in Milo und William Elliott (24) in Corinth waren am Wochenende erschossen in ihren Häusern aufgefunden worden.