Serbien, Kroatien und Slowenien:Chaos auf der Balkan-Route

Lesezeit: 1 min

Tausende Flüchtlinge müssen bei Regen und Kälte an den Grenzen zwischen Serbien, Kroatien und Slowenien ausharren. Die Länder-Kapazitäten sind erschöpft.

Kroatien hat am Montagabend seinen Grenzübergang Berkasovo wieder geöffnet. 2000 bis 3000 Flüchtlinge passierten daraufhin die kroatische Grenze, alle seien losgerannt, als die Sperren überraschend geöffnet wurden, berichtete die UNHCR-Sprecherin Melita Sunjic. Fast zwei Tage lang hatten Tausende Menschen zuvor festgesessen. Wegen der teilweisen Schließung der Grenzen durch Slowenien und Kroatien kam es zu chaotischen Zuständen auf der Balkan-Flüchtlingsroute. Am Montag mussten sich Tausende im Dauerregen vor den Grenzübergängen in Serbien Richtung Kroatien und in Kroatien gen Slowenien gedulden. Die Polizei hatte die Grenzen gesperrt und ließ nur einen Teil der Flüchtlinge mit großer Verzögerung in Richtung Österreich und Deutschland durch.

Mehrere Tausend Menschen verbrachten die Nacht zum Montag auf dem schlammigen Boden im Niemandsland zwischen Serbien und dem EU-Land Kroatien. "Öffnet das Tor, öffnet das Tor", hatten die Menschen verzweifelt geschrien. Kroatische Polizei versperrte ihnen den Weg. Vor der Grenze zu Slowenien stoppten kroatische Behörden einen Flüchtlingszug mit etwa 2000 Menschen. Slowenische Polizisten hatten den Übergang mit einem provisorischen Zaun abgesperrt. Viele Menschen verließen den Zug und gingen die Gleisen entlang. Etwa 150, vor allem Familien mit Kindern, wurden über die Grenze gelassen. Die anderen verbrachten die Nacht im Freien und an offenen Feuern. Slowenien erklärte, es werde pro Tag nur 2500 Flüchtlinge passieren lassen, so viele, wie nach Österreich ausreisen könnten. Bislang kamen täglich etwa 5000 Menschen über Mazedonien und Serbien in die EU. Die Transitländer haben kaum Kapazitäten sie zu versorgen. Wegen der Abriegelung der Grenze Ungarns wurde Slowenien zur Engstelle auf der Route nach Österreich und Deutschland. Die slowenische Einreisebeschränkung führt zum Rückstau, weil auch Kroatien die Einreisen von Serbien begrenzt. Allein dort stecken laut UNHCR mehr als 10 000 Flüchtlinge fest.

"Es ist wie ein großer Menschenstrom", sagte UNHCR-Sprecherin Sunjic. Stoppt man ihn an einer Stelle, gebe es irgendwo Überschwemmung, und: "Es gibt zu wenig Essen, Decken, es fehlt an allem." In Deutschland kommen weiter Tausende an. Am Wochenende zählte die Bundespolizei an der Grenze zu Österreich 9788 neu eingereiste Flüchtlinge.

© SZ vom 20.10.2015 / Reuters, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: