Selbstmordanschlag in Afghanistan:Deutsche Soldaten verletzt

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Im Norden Afghanistans sind drei deutsche Soldaten zum Teil schwer verletzt worden. Zudem wird nach einem entführten Deutsch-Afghanen gesucht.

D. Brössler und P. Blechschmidt

Bei einem Selbstmordanschlag im Norden Afghanistans sind drei deutsche Soldaten zum Teil schwer verletzt worden. Der Angriff habe sich am Mittwoch 35 Kilometer südlich der Stadt Kundus im Norden des Landes ereignet, teilte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam mit.

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Bundeswehrpatrouille in Afghanistan sind drei deutsche Soldaten verletzt worden. (Foto: Foto: AP)

Nach bisherigen Erkenntnissen griff der Attentäter die Soldaten von einem Motorrad aus an. Die Verletzten wurden mit einem Hubschrauber in das Einsatzlazarett des Camp Marmal in Masar-i-Scharif gebracht. Ihr Zustand sei stabil, hieß es. Der Attentäter kam nach Angaben der afghanischen Polizei ums Leben.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid bekannte sich im Namen der Aufständischen zu dem Anschlag und sagte, der Attentäter habe Abdullah geheißen. Der Sprecher benannte den Anschlagsort und die Zeit relativ präzise. Mudschahid sagte der Deutschen Presse-Agentur, zwölf ausländische Soldaten seien getötet worden. Angaben der Taliban zu Opfern ihrer Anschläge gelten als unzuverlässig.

Die verwundeten Soldaten gehören zu Sicherungskräften, die den Schutz anderer Bundeswehr-Angehöriger gewährleisten sollen. Sie befanden sich auf einer Patrouillenfahrt, als sie zu einem liegen gebliebenen Transportpanzer vom Typ Fuchs gerufen wurden. Als die Soldaten die Bergung des Panzers absichern wollten, wurden sie von dem Motorradfahrer attackiert.

Bekannt wurde unterdessen ein neuer Entführungsfall. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bestätigte, ein Geschäftsmann mit deutschem und afghanischem Pass sei Opfer einer "verbrecherischen Entführung" geworden. Der seit dem 29.Juli eingeschaltete Krisenstab geht demnach nicht von einem politischen, sondern von einem kriminellen Hintergrund aus. Zu rechnen ist daher mit einer hohen Lösegeldforderung.

Man bemühe sich in enger Abstimmung mit den afghanischen Behörden, den seit längerer Zeit in Kabul lebenden Mann "möglichst rasch wieder in Freiheit und Sicherheit zu bekommen", teilte der Sprecher mit. Nicht bestätigen wollte das Auswärtige Amt Meldungen, es handele sich bei dem Entführungsopfer um einen 33-Jährigen aus Hamburg.

In Sicherheitskreisen wurde darauf verwiesen, dass über den Deutsch-Afghanen bekannt werdende Informationen zu zusätzlichen Komplikationen führen könnten. Denkbar sei, dass terroristische Kreise auf die Entführung aufmerksam würden und die Geisel "weiterverkauft" werde.

In Afghanistan sind Entführungen an der Tagesordnung. Bekannt werden etwa 300 bis 500 Fälle im Jahr. Immer wieder werden auch Ausländer zu Opfern. Am 16. Dezember 2007 wurde ein Deutscher in der Provinz Herat im Westen des Landes entführt. Sein Schicksal ist ungewiss. Im vergangenen Sommer waren zwei deutsche Ingenieure in der Provinz Wardak entführt worden. Einer von ihnen kam nach drei Monaten frei, der andere war kurz nach der Entführung erschossen worden.

© SZ vom 7.8.2008/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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