Schwesig:Nervig gut

Die Ministerin entstaubt das Mutterschutzgesetz.

Von Constanze von Bullion

Wann immer Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig mit einer Idee um die Ecke kommt: Sie kann sicher sein, dass Mittelständler der Union und Arbeitgeber schon die rhetorischen Waffen im Anschlag haben. Schwesigblond im Verein mit dem Stichwort Chancengleichheit für Frauen - das löst verlässlich Sperrfeuer aus. Nach dem Kampf gegen die Frauenquote und das Lohngerechtigkeitsgesetz machen sich die Verteidiger der guten alten Zeit in Unternehmen nun über die Reform des Mutterschutzes her. Ihr Argument ist das immer gleiche: zu viel Bürokratie. Mit anderen Worten: Schwesig nervt.

Dabei gibt es bei der Mutterschutzreform für Krach wenig Grund. Schwesigs Entwurf entstaubt ein überholtes Gesetz, das ist kein bürokratisches Teufelszeug. Aber auch die Einwände von Arbeitgebern sind nicht alle abzutun. So soll die Reform Schwangeren "getaktete Arbeit mit vorgeschriebenem Arbeitstempo" untersagen. In vielen Industriebetrieben sind fast alle Tätigkeiten getaktet. Dann könnten Schwangere gleich heimgehen. Hier darf das Gesetz präziser werden. In die Irre führt dagegen der Einwand, Arbeitgebern könne nicht zugemutet werden, jeden Job auf Risiken für Schwangere zu überprüfen, auch wenn nur Männer ihn ausübten. Das ist arg bequem. Es gibt in Deutschland viel zu viele berufliche No-go-Areas für Frauen, auch weil sie schwanger werden könnten. Diese Zonen müssen kleiner werden. Das kostet Mühe, bringt aber Land und Betriebe voran.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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