Schimon Peres:Der lange Weg zum großen Amt

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Die Wahl zum Staatsoberhaupt ist die Krönung seiner Laufbahn: In etwa sechs Jahrzehnten politischer Tätigkeit hatte Peres zwar eine Vielzahl politischer Ämter inne und errang große politische Erfolge - dennoch haftete ihm der Ruf des ewigen Verlierers an.

Schimon Peres wird das neue israelische Staatsoberhaupt. Bereits im Jahr 2000 hatte sich der heute 83-jährige Peres um das Amt beworben - war jedoch dem damals noch weitgehend unbekannten Mosche Katsav, dem Kandidaten der Rechten, unterlegen. Nun beerbt Peres seinen damaligen Gegenspieler, der sein Amt seit Januar ruhen lässt.

Schimon Peres - das neue Staatsoberhaupt Israels (Foto: Foto: AFP)

Katzavs Periode als Staatspräsident war von vielen Skandalen überschattet. Die Staatsanwaltschaft plant ein Verfahren gegen Katsav, in dem es um Vorwürfe der Vergewaltigung, der sexuellen Nötigung und des Betrugs geht. Beobachtern zufolge wird es nun vor allem Peres obliegen, das Vertrauen der Öffentlichkeit ins höchste Staatsamt wieder herzustellen.

Peres ist einer der dienstältesten israelischen Politiker. Der 1923 in Polen geborene Peres engagierte sich zunächst in der Maipai, einem Vorläufer der israelischen Arbeitspartei. Als deren Kandidat wurde er 1959 erstmals in die Knesset gewählt, der er danach jahrzehntelang angehörte - allerdings für wechselnde Parteien.

Verfechter der Aussöhnungspolitik

Seit der Staatsgründung Israels 1948 engagierte sich Peres vor allem in der Verteidigungspolitik. 1969 erhielt er mit dem "Ministerium für Einwanderung und verwaltete Gebiete" seinen ersten Ministerposten - den ersten von fast 20, inhaltlich sehr unterschiedlich ausgerichteten, die er in verschiedenen Regierungskonstellationen innehatte.

Peres war zweimal Ministerpräsident Israels - und dies, obwohl er nie eine Wahl gewonnen hat: von 1984 bis 1986 als Teil einer Rotationsabsprache mit dem Likud-Politiker Jitzak Schamir und noch einmal zwischen 1995 und 1996 nach der Ermordung von Jitzchak Rabin. Bei einer eigenen Kandidatur 1996 verlor Peres allerdings - trotz so prominenter Unterstützer wie dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.

Während Peres noch in den 70er Jahren zu den Unterstützern der Siedlungsbewegung gehörte, entwickelte er sich im Laufe der Zeit zu einem der stärksten und stetigsten Verfechter einer Aussöhnungspolitik mit den Israel umgebenden Staaten und insbesondere auch den Palästinensern.

Erfolge auf diesem Gebiet konnte er vor allem in den frühen 90er Jahren verbuchen, in denen er gemeinsam mit Rabin die politische Aussöhnung mit den Palästinensern vorantrieb. Diese gipfelte 1994 in der "Erklärung von Oslo". Das israelisch-palästinensische Abkommen wurde als Beendigung eines Jahrhundertkonflikts weltweit gefeiert - und brachte den Initiatoren Peres, Rabin und Arafat den Friedensnobelpreis ein.

Nummer Zwei in der Kadima

Trotz der im Jahr 2000 ausgebrochenen Al-Aqsa-Intifada unterstützt Peres nach wie vor den palästinensischen Autonomieprozesses. Dennoch befürwortete er in der Opposition die Militärpolitik Ariel Scharons, der zufolge die israelische Armee zur Verhinderung von Selbstmordattentaten eingesetzt wurde.

Peres war zwischen 1977 und 1992 und erneut zwischen 2003 und 2005 Chef der Arbeitspartei. Als es ihm nicht gelang, den Vorsitz zu verteidigen, verließ er die Partei 2005 und trat der neu gegründeten Partei Kadima von Scharon bei. Er begründete diesen Schritt damit, dass Scharon die besten Chancen habe, den Friedensprozess mit den Palästinensern wiederzubeleben.

Nach der Erkrankung Scharons wurde Peres' Parteifreund Ehud Olmert Spitzenkandidat der Kadima und seit dem April 2006 auch offiziell neuer Ministerpräsident Israels. Peres ist die Nummer Zwei der Kadima.

Sein Präsidentenamt wird Peres am 15. Juli antreten.

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