Rüstungsgeschäft:Kleiner Sieg der Vernunft

Wie Paris und Moskau einen vorbildhaften Deal schließen.

Von Frank Nienhuysen

Es war ein hitziger Konflikt um Kriegsschiffe, aber der Streit endet jetzt doch sehr friedlich. Zwei Hubschrauberträger des Typs Mistral hatte Russland in Frankreich bestellt, als sich niemand in Paris etwas dabei dachte - außer dass viel Geld fließen und zugleich die Rüstungsindustrie flott gehalten würde. Dann aber nahm sich Russland die Krim, und die Regierung von Staatspräsident François Hollande sah sich - auch auf Drängen seiner westlichen Partner - zum Sinneswandel gezwungen.

Das ist legitim, weil sich Paris dem Geschäft nicht länger verpflichtet fühlen musste. Auch Moskau aber hatte seine berechtigten Interessen, denn einen großen Teil des Kaufpreises hatte es bereits bezahlt. Und dann? Verhandelten die beiden Länder ruhig hinter den Kulissen, während vor den Kulissen Russland und der Westen ihr Verhältnis demolierten. Die geräuschlose, geradezu geschäftsmäßige Einigung im Mistral-Streit ist also ein kleiner Sieg der Vernunft, ein Hinweis darauf, dass es trotz aller Kalamitäten noch immer Momente des Ausgleichs gibt.

Ein anderer ist bereits der Atompakt mit Iran gewesen, den US-Präsident Barack Obama stolz der amerikanischen Nation präsentiert. Aber man darf sich auch nicht täuschen: All dies sind bisher nur Inseln im Meer des Misstrauens. Es gibt noch den Ukraine-Konflikt, und keine Aussicht, dass Russland dort ähnlich kompromissbereit ist.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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