Rüdiger Landowsky vor Gericht:Der Angriffslustige

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Klaus Rüdiger Landowsky gilt als Gesicht des Berliner Bankenskandals und als einer der Hauptverantwortlichen für die Schuldenfalle der Stadt: Seit diesem Montag steht die CDU-Größe vor Gericht.

Constanze von Bullion

Es gibt nicht viele Menschen in Berlin, die noch an seine Unschuld glauben, und es wird nicht einfach werden, sie eines Besseren zu belehren. Klaus Rüdiger Landowsky, einst einflussreicher Fraktionschef der West-Berliner CDU, gilt als Gesicht des Berliner Bankenskandals und als einer der Hauptverantwortlichen für die Schuldenfalle, in der die Stadt noch Jahrzehnte stecken wird. Ob er wirklich der böse Bube ist, für den viele ihn halten, soll ab diesem Montag vor dem Landgericht Berlin geklärt werden. Dort muss sich Landowsky wegen schwerer Untreue verantworten, zusammen mit zwölf anderen ehemals leitenden Bankmanagern.

Steht wegen schwerer Untreue vor Gericht: Der Berliner CDU-Politiker Klaus Rüdiger Landowsky. (Foto: Foto: ddp)

Schon wieder, heißt es nun in Berlin, denn für Klaus Rüdiger Landowsky ist es nicht der erste, vermutlich aber der entscheidende Auftritt vor Gericht. Erst im März wurde er wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten verurteilt, weil er 1996 als Vorstandschef der Immobilienbank Berlin Hyp einen Millionenkredit an eine Firma vergeben hatte, die sich mit Plattenbauten in Sachsen verspekulierte. Landowsky und seine Mitmanager haben dem Aufsichtsrat damals wider besseres Wissen die Risiken dieses Geschäfts verschwiegen, befand das Gericht und verhängte eine Bewährungsstrafe von 16 Monaten. Käme nun eine weitere Bewährungsstrafe hinzu, könnte das Gericht die beiden Strafen zu einer Gesamtstrafe zusammenfassen, die dann nicht auf Bewährung ausgesetzt würde.

Dass "Lando" im Gefängnis landet, ist nicht sehr wahrscheinlich, aber es würde ins Weltbild derer passen, denen er jahrzehntelang der liebste Feind war. Landowsky ist immer einer mit angriffslustigem Mundwerk gewesen, ein gebürtiger Berliner, der im Kampf gegen die Studentenbewegung der Freien Universität Berlin politisch sozialisiert wurde. An der Seite des blässlichen Eberhard Diepgen stieg er an die Spitze der Berliner CDU auf. Er war der Einpeitscher und die prägende Gestalt der Hauptstadtunion, die sich bis heute nicht von den Methoden emanzipiert hat, die er ihr beigebracht hat. "Gib-du-mir-so-geb-ich-dir" war so eines der Rezepte, die im subventionsverwöhnten West-Berlin für Machterhalt sorgten.

Landowsky und das "Rundum-Sorglos-Paket"

Landowsky besaß auch nach der Wende noch beste Kontakte in die Bauwirtschaft der Stadt, er war Vorstandvorsitzender des staatlichen Immobilienfinanzierers Berlin Hyp. Im neuen Prozess geht es um die Frage, ob Landowsky und die anderen Mitangeklagten drei geschlossene Immobilienfonds pflichtwidrig mit unangemessenen Garantien ausgestattet hatten. Den Anlegern wurden in den späten neunziger Jahren ansehnliche Steuervorteile zugesichert, gleichzeitig wurden sie von den Risiken des Immobilienmarktes fast durchweg freigestellt, also etwa einem möglichen Leerstand der Objekte.

Für dieses "Rundum-Sorglos-Paket", wie es in Berlin inzwischen genannt wird, mussten Anleger zwar Fondsgebühren zahlen, die aber nach Überzeugung der Staatsanwalt nur einen Bruchteil der Risiken abdeckten. Die Manager hätten die enormen Verluste durch Leerstand bewusst verschwiegen, heißt es in der Anklage. Landowsky und seine Mitangeklagten weisen die Vorwürfe zurück.

© SZ vom 22.06.2009/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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