Rückgang der Baby-Zahlen:Weniger Geburten trotz Elterngelds

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Noch im Februar hatte Ministerin von der Leyen ihre Familienpolitik gelobt. Nun melden Statistiker jedoch einen Rückgang der Baby-Zahlen im Jahr 2008.

Felix Berth

Die Zahl der Geburten in Deutschland ist im Jahr 2008 gesunken. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wurden zwischen Januar und November 2008 knapp zwei Prozent weniger Kinder als im Vorjahreszeitraum geboren. Allein in den Monaten Oktober und November gab es jeweils etwa siebentausend Geburten weniger als in den gleichen Monaten des Jahres 2007.

Allein in den Monaten Oktober und November gab es etwa 14.000 Geburten weniger als im Vergleichszeitraum 2007. (Foto: Foto: dpa)

Zwar stuft das Statistische Bundesamt die Zahlen als "vorläufig" ein und weist darauf hin, dass die Daten in den nächsten Wochen korrigiert und präzisiert werden. Trotzdem lässt dieser Einbruch in zwei aufeinanderfolgenden Monaten die Annahme zu, dass die Geburtenzahl des Jahres 2008 niedriger liegen wird als die des Jahres 2007.

Familienministerin Ursula von der Leyen hatte im Februar in ihrem "Familien Report 2009" auf einen Anstieg der Geburtenzahlen verwiesen und diesen auch ihrer Familienpolitik zugeschrieben, unter anderem dem 2007 eingeführten Elterngeld. Die CDU-Politikerin hatte sich dabei aber nur auf die bis dahin verfügbaren Zahlen für die Monate Januar bis September 2008 gestützt. Zu den neuesten Zahlen erklärte ein Ministeriumssprecher, man müsse bei der Interpretation der Monatsstatistiken vorsichtig sein: "Über das Jahr hin sind Abweichungen da keine Seltenheit", so der Sprecher.

"Der Trend nach oben dürfte sich nicht fortsetzen"

Die interessante Frage ist nun, wie stark sich die deutsche Geburtenrate dadurch verändert. Diese Rate gibt an, wie viele Kinder die Frauen in Deutschland im Schnitt bekommen würden, wenn sich das Gebärverhalten in den nächsten Jahren nicht ändern würde. Für das Jahr 2007 hatte das Statistische Bundesamt eine Rate von 1,37 ermittelt, ein wenig höher als in den Vorjahren.

Die Bundes-Statistiker werden die amtliche Geburtenrate für 2008 erst im Sommer veröffentlichen, weil dann alle Daten in ausreichender Präzision vorliegen. Das Rostocker Zentrum für Demographischen Wandel hat jetzt trotzdem erstmals versucht, die Geburtenraten für die ersten elf Monate des Jahres abzuschätzen. Das Ergebnis: Im Monat November 2008 lag die Geburtenrate bei etwa 1,21 Kindern pro Frau; im November des Vorjahres hatte sie noch bei 1,32 Kindern pro Frau gelegen.

Dieser Unterschied lässt sich möglicherweise mit dem "Timing" junger Paare erklären: Vor der Einführung des Elterngeldes, also im Jahr 2006, könnte ein Teil von ihnen das Kinderkriegen ein wenig verschoben haben, um in den Genuss der neuen Transferleistung zu kommen. Ein Jahr später ist dieser Effekt nicht mehr zu erwarten, weshalb die Zahl der Geburten deutlich niedriger liegt.

Trotz des Einbruchs im Herbst 2008 erwarten die Rostocker Wissenschaftler nicht, dass die Zahlen des Gesamtjahres 2008 dramatisch einbrechen. Schließlich habe es in mehreren Monaten des letzten Jahres auch positive Entwicklungen gegeben. Außerdem sinkt aus demographischen Gründen die Zahl der Frauen zwischen 15 und 45 Jahren, die Kinder bekommen können.

Letztlich könnte die Geburtenrate "ungefähr wieder auf dem Niveau von 2007" liegen, sagte eine Sprecherin des Rostocker Zentrums. Mit einiger Wahrscheinlichkeit könne man aber annehmen, dass der im Jahr 2007 beobachtete Anstieg der Geburtenrate gestoppt sei: "Der Trend nach oben dürfte sich nicht fortsetzen", so die Sprecherin.

© SZ vom 10.03.2009/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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