Rot-Rot-Grün:Wagenknechts Sirenengesang

Die Fraktionschefin der Linken hat nicht ihre Haltung geändert. Aber ihr Vorgehen.

Von Constanze von Bullion

Wer nicht so genau hingehört hat, konnte sich mal kurz wundern. Ausgerechnet Sahra Wagenknecht, die Fraktionsvorsitzende der Linken, hat im ZDF-Interview locker erklärt, sie hoffe auf die Chance, regieren zu können. Deutschland müsse in diesem Fall auch nicht augenblicklich raus aus der Nato. Und natürlich wolle die Linke "dann" auch gern mit der SPD über soziale Fragen reden.

Nanu?, mag mancher sich gefragt haben. War Wagenknecht nicht der Geist, der stets verneint, wenn es ums Regieren ging? Doch, war sie. Aber die Klügeren unter den ganz linken Linken tun Kritikern eben nicht mehr den Gefallen, sich jede Bündnisoption durch Krawallrhetorik vom Leib zu halten. Man agiert da jetzt geschmeidiger und nach dem Motto: Sollen die anderen doch sagen, warum Rot-Rot-Grün nicht gehen soll.

Strategisch ist das geschickter, und es ist zu vermerken, dass Wagenknecht statt der Auflösung der Nato forderte, "innerhalb der Nato" einen neuen Russlandkurs durchzusetzen. Das war's dann aber auch mit dem Entgegenkommen. Deutschland dürfe sich "an keinen Interventionskriegen" beteiligen, ließ die Fraktionschefin apodiktisch wissen. Mit anderen Worten: Ein Ja zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr sei von der Linken schlicht nicht zu erwarten. Hier liegt der größte Stolperstein für Rot-Rot-Grün. Daran ändern die schönsten Sirenengesänge nichts.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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