Roboterfirma Kuka:Mehrheit für Chinesen

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Dieses Szenario wollte die Bundesregierung eigentlich vermeiden. Doch die chinesische Firma Midea kauft weitere Aktien des Augsburger Roboterherstellers Kuka und besitzt nun mehr als die Hälfte der Anteile.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Die Versuche, den Augsburger Roboterhersteller Kuka in deutschen Händen zu halten, sind gescheitert. Am Montag gab auch der Industrielle Friedhelm Loh bekannt, er werde seine Kuka-Anteile an den chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea verkaufen. Loh hält bisher über seine Beteiligungsfirma Swoctem zehn Prozent der Aktien. Damit besitzt Midea mehr als die Hälfte der Kuka-Anteile - ein Szenario, das die Bundesregierung eigentlich unbedingt verhindern wollte.

Bis zuletzt hatte vor allem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) versucht, ein Gegenangebot für Kuka aufzutreiben. Im Gespräch war unter anderem eine Drittelung der Anteile. So hätte Midea 30 Prozent der Aktien übernehmen können, weitere 30 Prozent wären in Händen eines deutschen Investors geblieben, noch einmal 30 Prozent hätten an einen "neutralen" Dritten gehen können, etwa an Geldgeber aus Katar. Die verbleibenden zehn Prozent hätten in diesem Fall kleinere Aktionäre gehalten.

Dies sollte vor allem verhindern, dass mit den Anteilen an Kuka auch wichtiges Know-how nach China abwandert - schließlich erfährt ein Roboterhersteller auch viel über die Produktionsprozesse seiner Kundschaft, an die er seine Maschinen liefert. Zugleich mühte sich Gabriel stets klarzustellen, die Suche nach anderen Investoren richte sich nicht per se gegen chinesische Firmen, die in Deutschland investieren wollen. Nun bleibt nur noch die Möglichkeit, dass Midea freiwillig Anteile weiterreicht - und zwar jene Anteile, die über 49 Prozent hinausgehen. Derzeit lotet Kuka-Vorstandschef Till Reuter in Gesprächen mit potenziellen Investoren aus, wer diese Anteile übernehmen könnte.

Die Schwelle von 49 Prozent hat Midea schon jetzt überschritten. Erst am Sonntag hatte der Großaktionär Voith bekannt gegeben, er wolle seinen 25,1-Prozent-Anteil an Kuka verkaufen - für insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Zusammen mit dem Paket des hessischen Unternehmers Loh dürften die Midea-Anteile an Kuka nun bei mehr als 52 Prozent liegen. Das Angebot der Chinesen, so heißt es nun im Wirtschaftsministerium, sei einfach zu attraktiv gewesen. Pro Aktie bietet Midea 115 Euro. Vor der Bekanntgabe des Übernahmeangebots im Mai waren Kuka-Anteile noch für etwa 85 Euro erhältlich gewesen. Eine neue "Wasserstandsmeldung" kündigte Midea für Donnerstag an. Dann wird deutlich, wie viele Anteile das chinesische Unternehmen bisher schon eingesammelt hat.

Allerdings muss Midea noch eine Hürde nehmen. Man werde, so erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Montag aus dem Wirtschaftsministerium, den Verkauf einer Prüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz unterziehen. Diese soll klären, ob der Verkauf "wesentliche Sicherheitsinteressen" gefährdet. Anhaltspunkte dafür gäbe es, weil Kuka-Roboter auch im militärischen Bereich eingesetzt werden. Allerdings räumt das Ministerium selbst ein, dass es sich bei dieser Prüfung letztlich um ein "stumpfes Schwert" handele. Allenfalls bringt sie noch etwas Zeit.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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