Regierungskrise in Italien:Römisches Ringelreihen

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Die Nummer ist aus dem Zirkus bekannt: Eine Frau wird in eine Kiste gesperrt und darin in Stücke gesägt. Danach steigt sie unversehrt aus der magischen Box. Ähnlich geht es in der italienischen Politik zu. Dem Land tut das nicht gut.

Stefan Ulrich

Auch in der italienischen Politik werden die Protagonisten von Zeit zu Zeit politisch gevierteilt, um alsbald in gleicher Rolle wieder aufzutreten. Gerade wird dieses Stück mit Romano Prodi gegeben. Nach einer Abstimmungsniederlage im Senat reichte der Ministerpräsident nun seinen Rücktritt ein.

Doch auch der nächste Regierungschef wird wohl Prodi heißen. Andernfalls steht schon Silvio Berlusconi bereit. Er war ja erst drei Mal Premier.

Dem Land tut dieser Ringelreihen nicht gut. Dabei war Prodis buntes Links-Bündnis nach seinem knappen Wahlsieg vor neuen Monaten mit dem Vorsatz angetreten, besonders diszipliniert zusammenzustehen. Die Freude an der Macht und die Angst vor einer Wiederkehr des Populisten Berlusconi sollten als Kitt für Kommunisten und Sozialdemokraten, Radikalliberale und Wertkonservative dienen.

Jetzt aber zeigt sich: Dieser Kitt ist zu schwach. So brach die Koalition nun in der Außenpolitik auf. Zwei kommunistische Senatoren verweigerten Prodi die Gefolgschaft, weil sie keine italienischen Truppen in Afghanistan sehen wollen und gegen den Ausbau einer US-Basis in Vicenza sind.

Diesen Maximalisten ist es wohl egal, wenn sie so ihrem rechten Erzfeind Berlusconi die Steigbügel halten. Hauptsache die antimamerikanische Ideologie stimmt.

Aus dem Schatten ins Rampenlicht

Anderswo fristen Politiker mit solchen Einstellungen ein Schattendasein - in Italien entscheiden sie über Regierungen. So ist Prodi gleich auf zwei Parteien angewiesen, die sich kommunistisch nennen.

Mit solchen Partnern wollte der Professore die Wirtschaft liberalisieren, Staatsausgaben stutzen und eine pro-westliche Außenpolitik betreiben. Das konnte kaum gut gehen.

Nun wird sich der Noch-Premier fragen, ob er mit einer Neuauflage seiner Koalition weiterregieren will. Denn mit diesem Bündnis würden auch künftige Abstimmungen zum Russischen Roulette geraten. Doch auch die Aussicht auf Neuwahlen ist unerquicklich. Sie brächten den als Reformer gescheiterten Berlusconi zurück - wie die Frau aus der magischen Kiste.

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