Reaktionen:"Bluttransfer für Herrn Scherf"

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Während die Bremer SPD sich über ihren "fantastischen Wahlerfolg" freut, leckt die CDU ihre Wunden und spricht von einem "Bluttransfer für Herrn Scherf", den sie geleistet habe.

SPD-Bürgermeister Henning Scherf sagte. der Auftrag der Wähler, dass er als Regierungschef weitermachen solle, sei eindeutig. Zugleich sehe er in dem Wahlausgang einen Auftrag, dass Projekt der großen Koalition, das er seit acht Jahren verfolge, weiter zu betreiben. Scherf ließ jedoch offen, ob er die ganze Legislaturperiode von vier Jahren im Amt bleiben werde.

Ihm müsse es ebenso wie dem thüringischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (CDU) möglich sein, seinen Rückzug vorzubereiten, sagte Scherf. Er sei sicher, dass dafür noch in dieser Legislaturperiode ein Weg gefunden werde.

Die herben Verluste der CDU sind nach Ansicht ihres Spitzenkandidaten Perschau auf die "panische Angst vor Rot-Grün" zurückzuführen. Seine Partei habe den Sozialdemokraten einen "Bluttransfer verabreicht". So unbefriedigend das Ergebnis für die CDU sei, so positiv sei es für die große Koalition, die eindrucksvoll bestätigt worden sei. Es hänge nun vom Bürgermeister ab, ob die Zusammenarbeit fortgesetzt werde, betonte Perschau.

CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff sagte: "Die Bremer haben die Wahl zur Oberbürgermeisterwahl gemacht. Der Wahlsieger heißt nicht SPD, sondern Henning Scherf." Der SPD-Regierungschef habe die Sachthemen in den Hintergrund gedrängt. Die CDU stehe zu ihrem Angebot, die große Koalition fortzusetzen. Dagegen sagte Grünen-Spitzenkandidatin Karoline Linnert: "Die meisten Wähler der Grünen wollten Rot-Grün und einen Wechsel." Grünen-Bundesvorsitzende Angelika Beer assistierte: "Große Koalition heißt immer Stillstand, acht Jahre Große Koalition sind genug."

Die SPD in Berlin würdigte den großen persönlichen Beitrag Scherfs zu dem Wahlsieg. Generalsekretär Olaf Scholz sagte, der Erfolg bei den Wählern sei der "Verdienst und Erfolg von Henning Scherf". Dieser habe die Wahl für die SPD gewonnen, weil er in Bremen eine "sehr hervorragende Politik" gemacht habe.

Scholz zeigte sich sicher, dass es in Bremen eine Fortsetzung der großen Koalition geben werde. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer sagte, das Ergebnis habe mit der Bundespolitik "nahezu nichts zu tun".

Der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann in Bremen zeigte sich in der ARD enttäuscht und sprach von einem "Bluttransfer für Herrn Scherf", den die CDU geleistet habe. Nachdem in den Meinungsumfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen prognostiziert worden sei, habe Bürgermeister Henning Scherf verkündet, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen werde, wenn die CDU stärkste Partei werden sollte.

Daher hätten sich selbst viele, die eigentlich die CDU unterstützen wollten, für Scherf ausgesprochen, um eine große Koalition zu ermöglichen: "Wir haben nicht auf Platz gesetzt, sondern auf Sieg."

Der Landesvorsitzende der Grünen, Klaus Möhle, betonte, rechnerisch könne es eine "wunderbare rot-grüne Koalition" in Bremen geben. "Die Grünen sind wieder da", sagte Möhle in der ARD. Seine Partei habe ein "spitzenmäßiges Ergebnis" erzielt.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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