Reaktionen auf Mixa:"Beleidigend und an Borniertheit nicht zu übertreffen"

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Mit teils scharfer Kritik haben Politiker und Kirchenvertreter die auf die Angriffe Walter Mixas reagiert. Der Bischof nahm die Reaktionen gelassen auf.

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Die frühere Bundesfamilienministerin Renate Schmidt nannte im Gespräch mit sueddeutsche.de Mixas Äußerungungen "beleidigend" und an "Borniertheit nicht mehr zu übertreffen".

Diejenigen Eltern, die ihre Kinder auch außerhäusig betreuen lassen kümmerten sich genauso um ihre Kinder wie diejenigen, die zu Hause bleiben. "Beide Lebensmodelle verdienen Respekt." Es dürfe nicht eines diskriminiert werden, wie Bischof Mixa das täte, sagte Schmidt.

Die SPD-Politikerin und Amtsvorgängerin Ursula von der Leyens sprach dem Bischof ein tieferes Verstädnis von Familienpolitik ab."Mixa versteht schlich und einfach nichts von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf - und hängt einem antiquiertem Familienbild an."

Gerade jemand, der sich dem Schutz ungeborenen Lebens verpflichtet fühle, sollte wissen, dass dies bei einer besseren Kinderbetreuung erfolgreicher sei.

"Gott sei dank ist nicht die ganze katholische Kirche Mixas Meinung. Kardinal Lehmann und Kardinal Sterzinsky unterstützen ausdrücklich die Vorschläge von Frau von der Leyen und der SPD", fügte die frühere Ministerin hinzu.

Der mögliche neue CSU-Chef Erwin Huber sagte, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe mit ihrem Vorstoß zur einer Verdreifachung der Kleinkind-Betreuungsplätze bis 2013 "einen völlig richtigen Kurs eingeschlagen". Verdächtigungen, sie wolle DDR-Verhältnisse, seien völlig abwegig, so Huber in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

Beck: "Ein echtes Armutszeugnis"

Auch die Vorsitzende der Frauen-Union in der CDU, Maria Böhmer, wies die Kritik Walter Mixas zurück, dass Frauen mit dem geplanten Ausbau der Kleinkinderbetreuung zur "Gebärmaschine" degradiert würden. Die CDU-Politikerin sagte in der ARD: "Die Zeit, dass man Frauen ein schlechtes Gewissen einredet, muss endgültig vorbei sein. Wir brauchen die Unterstützung für Familien."

Zuvor hatte sich der Staatssekretär von Familienministerin Ursula von der Leyen, Hermann Kues (CDU), zu Wort gemeldet. Kues, der auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZDK) ist, sagte der Passauer Neuen Presse (PNP), ein Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder sei eine alte Forderung der Deutschen Bischofskonferenz.

Bayerns Familienministerin Christa Stewens (CSU) nannte Mixas Äußerungen einseitig. Für viele hoch qualifizierte Frauen berge der Ausstieg aus dem Job für drei Jahre auch das Risiko, bei "Hartz IV" zu landen, sagte Stewens der Augsburger Allgemeinen. Die Bundesfamilienministerin Ursula habe zwar öffentlich das Thema Kinderkrippen zu stark nach vorne gerückt. Doch sie wolle sicherlich nicht Frauen zu Gebärmaschinen" degradieren.

Grünen- Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck nannte die Äußerungen Mixas in der Netzeitung "ein echtes Armutszeugnis". Dem Würdenträger fehle es offensichtlich an Respekt vor berufstätigen Müttern. "Bischof Mixa, kehren Sie um und leisten Sie Buße", mahnte der Grünen-Politiker.

Mixa nimmt Kritik gelassen

Deutliche Kritik an Bischof Mixas Aussagen kamen auch von Margot Käßmann. der evangelischen Landesbischöfin von Hannover. Käßmann sagte der PNP, sie könne die Kritik in keiner Weise nachvollziehen, zumal 2013 erst Krippenplätze für jedes dritte Kind zur Verfügung stünden. "Auch die christlichen Kirchen sollten alles tun, um Deutschland kinderfreundlich zu machen", erklärte die Bischöfin.

Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, sprach sich für "mehr Ruhe und Sachlichkeit" in der familienpolitischen Debatte aus. "Ich bedaure, dass diese Diskussion jetzt noch emotionaler geführt wird. Mich verwundert diese scharfe Reaktion", sagte er dem Blatt.

Mixa äußerte sich inzwischen auch zu den vielfältigen negativen Reaktionen, die er ausgelöst hat. Dass der mögliche neue CSU-Chef Erwin Huber zu den Kritikern gehört, nimmt er gelassen: "Hier habe ich eben eine andere Meinung, als sie Huber hat. Und das kann ich mir in einer freiheitlichen Demokratie durchaus leisten, weil ich auch von vielen Frauen wirklich unterstützt werde."

Außerdem seien "sehr viele positive und unterstützende Aussagen über meine Stellungnahme zu diesem Thema gekommen", sagte der Geistliche im Sender N24.

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