Raumfrachter:Rakete für Pakete

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Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat sich einen Platz bei einer Raummission zum Mond gesichert - erstmals arbeitet das DLR dabei mit einem privaten Unternehmen zusammen.

Von Kathrin Werner

Das Gefährt hat vier Alu-Füße, sie sorgen für eine sanfte Landung auf dem Mond. Vier Tanks halten den Treibstoff für die mehr als 350 000 Kilometer lange Reise, die Fracht wird außen angeschnürt. Noch steht die Fähre in einer unscheinbaren Lagerhalle im amerikanischen Pittsburgh und sieht etwas wackelig aus. Doch bald soll sie ins Weltall fliegen - und Deutschland könnte mit an Bord sein.

Das Start-up-Unternehmen Astrobotic hat die Raumfähre gebaut, Ende 2017 will sie das Gefährt zum Mond schicken. Um sich den Millionen teuren Raketenstart leisten zu können, nimmt Astrobotic Fracht mit von Weltraumbehörden und Privatunternehmen. Jetzt hat das deutsche Pendant zur amerikanischen Nasa, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR, einen Vorvertrag mit den Amerikanern abgeschlossen und sich so eine Mitfahrgelegenheit bei der ersten Mondmission gesichert.

Menschen können nicht mit zum Mond, es handelt sich um eine einfache Fahrt, ohne Rückreise. Deshalb müssen Astrobotics-Kunden Technik schicken, mit der sie Daten übermitteln können - vor allem Rover mit Kameras. Astrobotics Raumfähre soll nahe einer Höhle landen, die Wissenschaftler schon lange fasziniert: Niemand weiß, wie tief sie ist und was sich in ihr verbirgt, Rover sollen sie erkunden. In den nächsten Monaten wollen die Deutschen entscheiden, ob und was sie mit der Fähre ins All schießen.

270 Kilo Ladung kann sie pro Flug zur Mondoberfläche bringen. Die Kunden zahlen pro Kilo, jedes kostet 1,2 Millionen Dollar. "Fedex für den Mond", nennt Gründer John Thornton seine Firma. Mexikos Raumfahrtbehörde hat sich der Reise bereits angeschlossen, Thornton sucht weitere Kunden. Einige Firmen interessieren sich für Rohstoff-Förderung vom Mond und müssen dafür zuerst mehr über seine Oberfläche lernen. Astrobotic nimmt auch Pakete von Privatleuten mit, Liebesbriefe etwa, gegen eine kleine Gebühr.

Der Vertrag mit Astrobotic ist der erste, den das DLR mit einem privaten Unternehmen für Mondfracht abschließt. Nach Jahrzehnten, in denen das All den mächtigsten Regierungen und ihren Weltraumbehörden quasi allein gehörte, gibt es nun etliche junge Firmen, die das All für die Privatwirtschaft erschließen. Milliardäre wie Tesla-Gründer Elon Musk stecken ihr Geld in Weltraum-Start-ups für Transportflüge zur Raumstation ISS, die Versorgung der Menschheit mit Internet per Satellit, Tourismus, Müllentsorgung für Weltraumschrott oder Rohstoffabbau. "Astrobotic ist ein Vertreter der neuen Weltall-Wirtschaft", sagt DLR-Vorstand Gerd Gruppe. "Wir schätzen diesen neuen Ansatz und sind neugierig, wie er die Aktivitäten von Regierungen und privaten Weltraumfirmen verändern wird." Astrobotic fliegt zum Mond, um sich am Wettbewerb "Google Lunar X-Prize" zu beteiligen. Zum Gewinn des Preises, den das Internetunternehmen sponsert, muss das Unternehmen als Erstes eine Sonde auf dem Mond landen und dort mit einem Rover mindestens 500 Meter zurücklegen. Von der Landung muss es zwei mindestens acht Minuten lange HD-Videos zur Erde schicken. Zu gewinnen gibt es 20 Millionen Dollar. Neben Astrobotic sind 15 weitere Teams im Rennen, eines davon aus Deutschland.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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