Ratsvorsitz der EKD:Huber hat die beste Chancen

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Der Berlin-Brandenburgische Bischof Wolfgang Huber hat gute Aussichten, neuer Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu werden. Auf der Synode in Trier errang der 61-Jährige bereits im ersten Wahlgang zum Rat der EKD mit 104 Stimmen das beste Ergebnis.

(SZ vom 5.11. 2003) - Dies gilt als Vorentscheidung für die der Wahl des Ratsvorsitzenden.

Margot Käßmann, die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Hannover, kam dagegen auf nur 63 Stimmen.

Die 45-Jährige, die zuvor in den Medien als Favoritin gehandelt worden war, wurde erst im dritten Wahlgang in den Rat gewählt.

Sie erklärte, ihr sei "eine Last von den Schultern genommen". Es galt als unwahrscheinlich, dass sie gegen Huber antreten wird.

Auch der Thüringische Landesbischof Christoph Kähler kam erst im dritten Durchgang in den Rat.

Sein bayerischer Amtskollege Johannes Friedrich erhielt im dritten Wahlgang nur 55 Stimmen und erreichte die notwendige Zweidrittelmehrheit der Stimmen im vierten Wahlgang.

Auch Kähler und Friedrich hatten als mögliche Kandidaten für das Amt des höchsten Repräsentanten des Zusammenschlusses von 24 Landeskirchen mit insgesamt mehr als 26 Millionen Christen gegolten.

Als Hauptstadt-Bischof profiliert

Huber sagte nach dem ersten Wahlgang, er sei überrascht, wie deutlich das Votum ausgefallen sei. Vor sechs Jahren war der Berliner Bischof bei der Wahl des Ratsvorsitzenden dem rheinischen Präses Manfred Kock unterlegen.

Der ehemalige Heidelberger Professor für Sozialethik hat sich seit dem Umzug des Bundestags nach Berlin als Hauptstadt-Bischof profiliert, der religiöse und ethische Themen in die Politik einbringt.

Gemeinsam mit der katholischen Kirche klagte Huber bis zum Verfassungsgericht gegen die Abschaffung des Religionsunterrichtes als Pflichtfach in Brandenburg.

In den vergangenen Jahren hat der Berlin-Brandenburgische Bischof häufig zu Fragen der Bioethik Stellung genommen und sich gegen die Einfuhr embryonaler Stammzellen sowie die Erlaubnis zur Präimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen. Er ist Mitglied des Nationalen Ethik-Rates.

Die 120 Delegierten der EKD-Synode und 24 Mitglieder der Kirchenkonferenz wählten bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe außerdem den CDU-Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe und die sächsische Synodalpräsidentin Gudrun Lindner (1. Wahlgang), die badische Juristin Margit Fleckenstein (3. Wahlgang) sowie Nikolaus Schneider, den neuen Präses der rheinischen Kirche, und Gerrit Noltersmeier, Superintendent der Lippischen Landeskirche.

Wenn alle 14 Mitglieder des höchsten Gremiums zwischen den Synoden mit Zweidrittelmehrheit gewählt sind, tritt der neu gewählte Rat der EKD zusammen.

Er unterbreitet Synode und Kirchenkonferenz einen Vorschlag für den Ratsvorsitz; die Kirchenparlamentarier müssen den Kandidaten wiederum mit Zweidrittelmehrheit wählen. Der Ratsvorsitzende wird erst an diesem Mittwochvormittag bestimmt.

© Von Matthias Drobinski - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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