Der 27-jährige Jasim aus dem Irak war am Donnerstag der Erste, der das neue Dokument in den Händen hielt. Den "Ankunftsnachweis", amtlich kurz AKN, sollen Flüchtlinge künftig erhalten, wenn sie sich bei den Außenstellen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) als asylsuchend melden. Die Ausgabe des Ausweises, bei der Fingerabdrücke und persönliche Daten für alle zuständigen Behörden lesbar gespeichert werden, soll das Durcheinander bei der Registrierung der Flüchtlinge beenden. Denn bislang wurden manche Schutzsuchende doppelt oder gar dreifach registriert, viele aber auch gar nicht.
Wie viele Ausländer sich nun im Land aufhalten, ohne dass sich ihr Name in einem Amtscomputer findet, dazu gibt es keine verlässliche Schätzung. Bamf-Chef Frank-Jürgen Weise sprach im Herbst einmal von 290 000 unregistrierten Flüchtlingen in Deutschland, das aber soll laut Bundesinnenministerium nur ein "Missverständnis" gewesen sein. Inzwischen glaubt das Ministerium die Lage an der Grenze in Österreich wieder im Griff zu haben. Zwar stieß die Aussage, man könne derzeit alle dort ankommenden Flüchtlinge grenznah erkennungsdienstlich behandeln, auf heftigen Widerspruch. Die Deutsche Polizeigewerkschaft behauptete, es würden "nur zehn Prozent der Flüchtlinge registriert". Tatsächlich hat die Bundespolizei in Passau und Deggendorf nur die Kapazität, die Daten von etwa 400 Flüchtlingen täglich aufzunehmen. Derzeit kommen 2000 jeden Tag. Die meisten von ihnen erfasst jedoch das Bamf, das dafür auch zuständig ist, und in Passau und Rosenheim sowie weiter von der Grenze entfernt, in Erding und in Feldkirchen, insgesamt etwa 4500 Menschen täglich registrieren kann, um sie anschließend in andere Bundesländer zu verteilen. Dazu soll nächste Woche eine weitere Einrichtung in Freilassing bei Salzburg kommen.