Rätsel der Woche:Wie teuer wird der NSU-Prozess?

Lesezeit: 1 min

122000 Euro Sitzungsgeld lief alleine für den Anwalt auf, dessen Mandantin gar nicht existiert.

Von Annette Ramelsberger

Im NSU-Prozess sitzen fünf Angeklagte mit mittlerweile insgesamt 13 Verteidigern. Dazu kommen 60 Nebenklage-Anwälte, die mehr als 80 Opfer des NSU vertreten. Jeder dieser Verteidiger und Nebenklagevertreter hat Anspruch auf Sitzungsgeld: Wenn eine Anwältin - oft von weit her - zum Prozess in München reist, stehen ihr 356 Euro Grundgebühr zu. Zusätzlich 178 Euro, wenn die Verhandlung länger als fünf Stunden dauert. Und noch einmal 356 Euro, wenn der Prozesstag sich über mehr als acht Stunden zieht. Das ist im NSU-Prozess schon öfters vorgekommen, der längste Tag endete abends um 20.45 Uhr. Normalerweise aber erhalten die Anwälte den Tagessatz von 534 Euro, denn länger als fünf Stunden dauert fast jeder Sitzungstag.

War ein Anwalt von Beginn an jeden Tag im Gerichtssaal, hat er in den bisher 235 Verhandlungstagen gut 120 000 Euro an Sitzungsgeld erhalten, dazu die Reise- und begrenzte Hotelkosten. Bei rund 40 Nebenklagevertretern, die ständig anwesend sind, und den mittlerweile 13 Verteidigern macht das an einem einzigen Tag 28 000 Euro aus. Dazu kommen die Reisekosten für Zeugen sowie eine Entschädigung für ihren Verdienstausfall. Nicht eingerechnet sind die allgemeinen Kosten. Tag für Tag sind Dutzende von Polizisten von 7 Uhr früh bis weit in den Nachmittag mit der Sicherung des Gerichtssaals, der Durchsuchung von Besuchern und dem Transport der Angeklagten von der Haftanstalt zum Gerichtssaal und zurück beschäftigt.

Der frühere Präsident des Oberlandesgerichts Karl Huber hat im Februar gesagt, der NSU-Prozess verschlinge täglich 150 000 Euro. Schon damals bezifferte er die bis dahin aufgelaufenen Kosten auf 30 Millionen Euro. Sollte der Prozess bis Mai 2016 laufen, also genau drei Jahre, könnte man von ungefähren Kosten in Höhe von 45 Millionen Euro ausgehen.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: