Als der erste Generalsekretär der Vereinten Nationen, Trygve Lie, seinen Nachfolger Dag Hammarskjöld begrüßte, tat er das mit den Worten: "Willkommen zum unmöglichsten Job dieser Welt." Das war kaum übertrieben. Hat doch der Generalsekretär die Rollen eines Weltgewissens, Pädagogen der Völker, Friedensvermittlers, obersten Diplomaten der Erde sowie höchsten Beamten der UN auszufüllen. Erschwert wird dies noch dadurch, dass er vom Wohlwollen der Staaten, insbesondere der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates, abhängig ist. Der am Donnerstag gewählte neue Generalsekretär António Guterres arbeitet zumindest schon lang genug für die Staatenorganisation, um zu wissen, was da jetzt alles auf ihn zukommt.
Schriftlich festgehalten sind die Aufgaben des Generalsekretärs in der UN-Charta. Er bereitet die Arbeit der Generalversammlung (in der alle Staaten vertreten sind) und des Sicherheitsrats (aus 15 Staaten) vor, setzt deren Beschlüsse um und hält Kontakt zu den Regierungen. Er ernennt alle Beamten der Vereinten Nationen, bereitet den Haushaltsplan vor, überwacht die Finanzen und erstattet der Generalversammlung einmal jährlich Bericht über die Arbeit der Organisation. Zugleich vertritt er die UN nach außen und schließt in deren Namen Verträge. Besonders schwierig ist seine Aufgabe, die Lage in Krisengebieten zu erkunden, in Konflikten - häufig durch stille Diplomatie - zu vermitteln sowie die UN-Friedenseinsätze zu leiten.
Artikel 100 der Charta bestimmt, der Generalsekretär sei unabhängig von Weisungen der Staaten. Deren Regierungen dürfen ihn bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben nicht beeinflussen. In der Praxis ist das ein frommer Wunsch. Da entscheiden Geschick, Persönlichkeit und Charisma des Generalsekretärs darüber, ob er sich auch gegenüber mächtigen Ländern behaupten kann.