Rätsel der Woche:Was kostet der G-7-Gipfel wirklich?

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Im Sommer 2014 hieß es noch, Bayern würde einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag zahlen. Jetzt sind es 92,5 Millionen Euro.

Von Lisa Schnell

Hunderte Millionen oder doch Milliarden? Eine Geschäftsfrau aus Garmisch-Partenkirchen wirft die Nullen wild durcheinander. Vielleicht ist sie nur aufgeregt, weil nächste Woche an ihrem Laden in der Innenstadt von Garmisch wohl Tausende G-7-Gegner vorbeidemonstrieren werden. Doch auch bei klarem Kopf fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Wie viel kostet dieser Gipfel, zu dem die sieben mächtigsten Staats- und Regierungschefs am 7. und 8. Juni auf Schloss Elmau zusammenkommen, denn nun?

Noch im Sommer 2014 verkündete die damalige Staatskanzleichefin Christine Haderthauer, Bayern würde einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag zahlen. Im Doppelhaushalt 2014/2015 sah das dann etwas anders aus: Insgesamt 132,5 Millionen Euro sind dort für den Gipfel veranschlagt. Der Bund soll 40 Millionen übernehmen. Der "kleine zweistellige Millionenbetrag" für den Freistaat beläuft sich also auf 92,5 Millionen Euro. Davon bekommt Gastgeber Dietmar Müller-Elmau 2,1 Millionen Euro für gipfelbedingte Umbauten seines Hotels. Der Bund übernimmt die Kosten für das Bundeskriminalamt, das Pressezentrum für etwa 5000 Journalisten und die Betreuung der Regierungsdelegationen. Wie viel das genau kosten wird, dazu machen die Behörden keine Angaben. Schätzungen zufolge sollen es zwischen 20 und 70 Millionen Euro sein. Beim Gipfel in Heiligendamm 2007 zahlte der Bund insgesamt 81 Millionen Euro. Wie viel das Land Mecklenburg-Vorpommern damals beisteuerte, ist nicht bekannt.

Die Kollegen aus Berlin könnten sich an den Kosten ruhig in höherem Maße beteiligen, meint Claudia Stamm von den bayerischen Grünen. Schließlich sei es die Idee der Kanzlerin gewesen, in das schöne Bayern einzuladen. Die Kosten für den Freistaat könnten ihrer Meinung nach weit höher sein als gedacht. So seien in der Anfangsrechnung nur 10 000 Polizeikräfte veranschlagt worden, jetzt sind es schon 17 000. Auch die Versiegelung des Parkplatzes neben dem Schloss, der zum Hubschrauberlandeplatz umgebaut wurde, war laut Stamm in den anfänglichen Berechnungen nicht eingeplant.

Der Bund der Steuerzahler mahnt sogar, der Gipfel könnte am Schluss 360 Millionen Euro kosten. Wie er zu dieser Zahl - immerhin fast das dreifache der veranschlagten Summe - kommt, legt er in seiner Pressemitteilung allerdings nicht dar. Diese Schätzung ist mit Vorsicht zu genießen, es wäre nicht das erste Mal, dass der Steuerzahlerbund damit danebenliegt. Richtig ist allerdings, dass letztlich alle Zahlen nur grobe Annäherungen sind. Vorher kann kein Mensch genau beziffern, wie hoch die Kosten wirklich sein werden. Das hängt unter anderem davon ab, wie viele Journalisten wirklich kommen und wie aufwendig am Ende die Polizeieinsätze ausfallen. Die wahren Kosten bleiben also noch eine Weile ein Rätsel.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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