Rätsel der Woche:Warum werden Dieselmanager nicht bestraft?

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Die US-Justiz greift durch, in Deutschland dagegen gibt es noch nicht einmal eine Anklage, geschweige denn ein Urteil. Das ist schwer zu verstehen, aber zumindest teilweise leicht zu erklären.

Von Klaus Ott

Die US-Justiz greift bei der Abgasaffäre bei Volkswagen schnell und hart durch. Im vergangenen Jahr wurde erst ein VW-Ingenieur zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt, danach erhielt ein leitender Angestellter gleich sieben Jahre Gefängnis. Geldstrafen in Höhe von 200 000 beziehungsweise 400 000 Dollar kamen hinzu. Zudem sind schon seit mehr als einem Jahr in den USA mehrere frühere VW-Manager angeklagt, die Deutschland aber nicht ausliefert. Und hierzulande? Da gibt es bislang keine Anklage, geschweige denn ein Urteil. Das ist schwer zu verstehen, aber zumindest teilweise leicht zu erklären. So will beispielsweise die Staatsanwaltschaft München II, die mutmaßlichen Betrügereien bei der Ingolstädter VW-Tochter Audi nachgeht, bis nach ganz oben ermitteln. Was wusste die Audi-Spitze um Vorstandschef Rupert Stadler? Das herauszufinden, ist nicht einfach. Die Staatsanwälte fangen unten an, in jenen Abteilungen, in denen zugegebenermaßen manipuliert wurde, und arbeiten sich nach oben durch. Razzien, Vernehmungen, die Auswertung des beschlagnahmten Materials; das dauert eben. Die Münchner Strafverfolger wollen nicht vorschnell jemanden auf die Anklagebank setzen, der sich hinterher als kleines Licht erweist, während die Großen davonkommen. Das will im Prinzip auch die Braunschweiger Staatsanwaltschaft nicht, die gegen rund 40 Verdächtige ermittelt, bis hin zum früheren VW-Chef Martin Winterkorn. In Braunschweig sieht es so aus, als seien die Untersuchungen ins Stocken geraten, während die Münchner Staatsanwälte Druck machen - mit zuletzt drei Razzien binnen weniger Wochen. Zudem müssen die Behörden auch alles ermitteln und berücksichtigen, was entlastend ist. Winterkorn und Stadler sagen, sie hätten nichts von Manipulationen und Betrügereien gewusst. Das muss gründlich geklärt werden, auch wenn das dauert.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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